Chess Classic Hochspannung in der Qualifikation Weltmeister Levon Aronian trifft im Finale auf Hikaru Nakamura
29.07.2009 - Die Rückrunde nahm einen überraschenden Verlauf. Der am Vortag so überzeugend agierende Levon Aronian konnte nicht an seine gestrige Form anknüpfen und verlor die ersten beiden Partien. Dafür zeigte Hikaru Nakamura seine volle Stärke und holte 100 %.
Der zweite Tag der
Chess960 World Championship entschied darüber, wer am
Donnerstag das Finalmatch bestreitet. Die Ausgangsposition nach der
Hinrunde am Dienstag stellte sich etwas kurios dar. Weltmeister Aronian
präsentierte sich in Topform und hatte sich durch drei Siege
bereits nach der Hinrunde so gut wie sicher qualifiziert. Die anderen
drei Spieler schlugen sich untereinander, sodass alle am Ende einen
Punkt aufzuweisen hatten. Wer hätte da gedacht, dass es noch
einmal spannend werden könnte?
Schon in der ersten Runde setzte sich der Trend vom Vortag fort, als
die Spieler mit den schwarzen Steinen die Oberhand behielten.
Weltmeister Aronians Bauernopfer gegen Nakamura erwies sich als zu
spekulativ. Der Amerikaner hatte keine allzu große
Mühe, den Materialvorteil zu verwerten.
In der zweiten Begegnung entschied wieder einmal die Taktik. Bologan
spielte zu aggressiv auf und lief Movsesian ins offene Messer. Durch
eine Bauerngabel, die Bologan für nicht spielbar hielt, gewann
er eine Figur gegen zwei Bauern. Danach hatte der Slovake keine
größeren Schwierigkeiten, seinen Vorteil nach Hause
zu bringen.
In der zweiten Runde kam der Weltmeister, an dessen Qualifikation nach
seiner grandiosen Vorstellung des ersten Tages niemand zweifelte,
erneut ins Straucheln. Bologan gelang eine starke Partie. Energisch
ging er mit c4 und d4 das schwarze Zentrum an, gewann einen Bauern und
siegte in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel.
Nakamura und Movsesian haben in ihren Chess960-Partien stets die
gleiche leidensvolle Geschichte: Derjenige, der deutlich besser steht,
verliert. Das war gestern so, und das war heute so. Movsesian meinte
ironisch in der Pressekonferenz, er werde sich das nächste Mal
gleich in eine defensive Position begeben, denn gegen den Amerikaner
ist eine bessere Stellung eher ein Nachteil.
Vor der letzten Runde entstand eine kuriose Tabellensituation. Nakamura
und Aronian führten mit 3 Punkten, Bologan und Movsesian knapp
dahinter mit 2 Punkten. Jeder hätte in der Schlussrunde noch
die Qualifikation - oder ein Stechen darum - erzielen können.
Erst durch einen Sieg in der letzten Runde stellte Aronian die
Qualifikation für das morgige Finale doch noch sicher. In der
Pressekonferenz wies der Armenier noch einmal auf das starke Feld hin.
Er habe sich keineswegs zu sicher gefühlt, aber seine Gegner
spielten einfach sehr stark.
Da auch Nakamura gegen Bologan die Oberhand behielt, dürfen
sich die Zuschauer morgen Abend auf das über vier Partien
ausgetragene Match zwischen Aronian und Nakamura freuen. Um Platz drei
kämpfen Bologan und Movsesian, die beide 2 Punkte erreichten.
Trotz dieser Aufgabe am Abend kündigte Bologan bereits an,
dass er morgen das FiNet Open mitspielen werde, das er schon einmal
für sich entscheiden konnte.