27.07.2009 - Mit der Pressekonferenz und dem anschließenden Simultan an 40 Brettern von Levon Aronian begann heute mit den Chess Classic das weltgrößte Schnellschachfestival in Mainz.
Um 14:00 Uhr begannen die Chess Classic 2009 mit der Pressekonferenz.
Bis zum Sonntag misst sich die absolute Weltklasse in der Mainzer
Rheingoldhalle in insgesamt acht Entscheidungen. Höhepunkte
sind die beiden Weltmeisterschaften: Die Nr.4 der Welt, Levon Aronian,
versucht zunächst von Dienstag bis Donnerstag seinen Titel im
Chess960 - jener vom verstorbenen Ex-Weltmeister Bobby Fischer
vorgeschlagenen Schachvariante, bei der die Anfangsfigurenaufstellung
ausgelost wird - gegen Hikaru Nakamura, Viktor Bologan und Sergei
Movsesian zu verteidigen. Von Freitag bis Sonntag muss sich der
amtierende Weltmeister und elfmalige Gewinner der Chess Classic, Vishy
Anand, bei der GRENKELEASING Rapid World Championship gegen Levon
Aronian, Arkadi Naiditsch und Ian Nepomniachtchi behaupten.
Bei der Eröffnungspressekonferenz im Goldsaal des Hilton
Hotels standen die Teilnehmer der beiden Weltmeisterschaften, sowie der
Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und Organisator und 1.
Vorsitzender der Chess Tigers Hans-Walter Schmitt den Journalisten Rede
und Antwort.
Hans-Walter Schmitt betonte die Bedeutung der Chess Classic, die
mittlerweile zu einer Marke geworden ist, die in aller Welt bekannt
ist. „Wie erfolgreich das Festival ist, mag man auch daran
ablesen, dass nun auch ein neues Londoner Turnier diesen Namen
adaptiert hat“, merkte Schmitt etwas ironisch an.
Jens Beutel ist nicht nur Schirmherr, sondern seit vielen Jahren einer
der großen Unterstützer der Chess Classic. Er hatte
maßgeblichen Anteil daran, dass sich der Organisator Schmitt
2001 dazu entschloss von Frankfurt an den Rhein umzuziehen. Gerade aus
dem Urlaub gekommen und frisch erholt, wird er es sich auch in diesem
Jahr nicht nehmen lassen, das starke Ordix Open mitzuspielen. Um wieder
ein Gefühl für die Figuren zu bekommen, spielte er
noch vor der Pressekonferenz eine kurze Partie mit Weltmeister Anand.
Vishy Anand, der die Chess Classic schon elfmal gewinnen konnte, sieht
eine schwere Aufgabe vor sich. Alle Teilnehmer der GRENKELEASING Rapid
World Championship haben sich kürzlich durch
außerordentliche Erfolge im Schnellschach empfohlen. Erst am
Sonntag konnte Arkadi Naiditsch ein stark besetztes Turnier im
spanischen Villarobledo gewinnen, weshalb er es auch nicht mehr
rechtzeitig zur Pressekonferenz schaffte.
Levon Aronian, der bei beiden Hauptturnieren mitwirkt, sah in dieser
Doppelbelastung keinen Nachteil. Im Gegenteil: Viele Teilnehmer der
Chess Classic sind von der Atmosphäre so angetan, dass sie so
viel als möglich spielen wollen. Allerdings beeilte er sich
beim anschließenden Simultan, um nicht allzu viel Kraft zu
vergeuden.
Der amerikanische Shootingstar Hikaru Nakamura war sich nicht sicher,
ob seine gute Form der letzen Wochen auch im Chess960 funktioniert.
Bologan dagegen, der einzige, der bislang sowohl das FiNet als auch das
ORDIX Open gewinnen konnte, sieht dagegen keinen Unterschied zwischen
beiden Schacharten. Beide haben dieselben Regeln, aber beim Chess960
kann man kreativer spielen, während man sich im klassischen
Schach viel länger auf bekannte Eröffnungsvarianten
verlassen kann. Und diese Inspiration nimmt er mit in die klassischen
Schnellpartien.
Wegen der zufällig ausgelosten Anfangsstellung ist eine
Vorbereitung auf Chess960 schwierig. Sergei Movsesian hatte aber das
Glück, erst kürzlich bei einem solchen Turnier
mitzuspielen, und fühlt sich deshalb gut präpariert.
Im Anschluss an die Fragen der Journalisten nahm Hans-Walter Schmitt
die Auslosung vor. Die Spieler wählten ein T-Shirt, auf dessen
Rückseite die Startnummer verzeichnet war. Daraus ergeben sich
für die morgen Abend beginnende 6. Chess960 Rapid World
Championship folgende Paarungen: In Runde 1 trifft Nakamura auf Aronian
und Movsesian auf Bologan; Runde 2: Aronian – Bologan und
Nakamura – Movsesian; Runde 3: Movsesian – Aronian
und Bologan – Nakamura.
Im Anschluss an die Pressekonferenz
schritt Levon Aronian
beim Simultan gegen 40 Gegner zur Tat. Sein Ergebnis: 37:3. Er gab nur
sechs
Remisen ab und blieb ohne Niederlage. Der vereinslose Fred
Böttcher, Manfred
Herbold (Schachhaus Ludwigshafen), Dr. Matthias Kribben (Zitadelle
Spandau),
Ulrich Gass (SC Eppingen) Timo Spiess (Bochumer SV 02) und Bernd Grill
(SV
Ebersbach) erkämpften sich eine Punkteteilung.
Wer sich noch kurzfristig entschließt, an einem der Turniere
in der Mainzer Rheingoldhalle teilzunehmen, kann sich noch kurz vor
Beginn direkt vor Ort anmelden. Donnerstag und Freitag kann man sich im
FiNet Open im Chess960 mit der Weltklasse messen, Samstag und Sonntag
findet das ORDIX Open statt, zu dem über 700 Teilnehmer
erwartet werden. Am Dienstag und Mittwoch sind tagsüber aber
erst einmal die U16-Jugendlichen dran, die im 3. Mini-ORDIX und 3.
Mini-FiNet Open einen Sieger suchen. Und die technisch Interessierten
werden sich von Mittwoch bis Freitag die 5. Livingston Chess960
Computer-Weltmeisterschaft mit Rybka & Co nicht entgehen lassen.
Wer nur zuschauen möchte, findet bei den Chess Classic
erstklassige Bedingungen. Gleich mehrere professionelle Kommentatoren
erläutern die Partien im Silent oder Public Viewing. Viele
Monitore erlauben es von überall, das Geschehen zu verfolgen.
Die Chess Classic haben in Sachen Präsentation Standards
gesetzt, die mittlerweile in der ganzen Welt adaptiert werden. Wer es
nicht nach Mainz schafft, kann natürlich auch die Partien live
im Internet verfolgen, wo im Laufe der nächsten Tage hunderte
von Partien übertragen werden.
Die Eröfffnungspressekonferenz
Drei Patrone der Chess Classic (v.l.): Weltmeister Vishy Anand, OB Jens
Beutel, Organisator Hans-Walter Schmitt
Auslosung für die 6. Chess960 Rapid World Championship
Levon Aronian beim Simultan gegen 40 Gegner
Beim Simultan im Hintergrund kiebitzt GM Ian Nepomniachtchi