Die elfte Ausgabe des Live-Schachtalks am Sonntag bot einen vielschichtigen Einblick in das Schachleben abseits der Figuren: zu Gast war Sandra Schmidt, internationale Schiedsrichterin und erfahrene Organisatorin bei Großturnieren wie der DSAM.
In einem offenen und detailreichen Gespräch erzählte sie von aktuellen Einsätzen, persönlichen Erfahrungen – und einem lang gehegten Traum.
Berührt ist geführt – oder?
Zum Einstieg wurden zwei Szenen aus der laufenden Team-Weltmeisterschaft in London unter die Lupe genommen, bei denen es Unklarheiten zur „Berührt-geführt“-Regel gab. Sandra analysierte die Situationen aus Schiedsrichtersicht und erklärte, wie Regelverstöße beurteilt werden – und wo Spielraum für Auslegung besteht.
Dabei wird auch die Frage diskutiert: Kann es wirklich sein, dass man als Spieler hinterher nicht mehr weiß, ob man die Figur berührt hat?
Auch das Format der Veranstaltung selbst – Teams mit wechselnder Besetzung, Schnellschach-Modus, gemischte Nationalitäten – wurde thematisiert. Sandra teilt ihre Einschätzung, wie sie zu dem Format steht, und warum es aus ihrer Sicht nicht "Weltmeisterschaft" heißen sollte.
Von Willingen bis Bella: Turnierschach im XXL-Format
Ein Schwerpunkt des Gesprächs war die kürzlich beendete Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft (DJEM) in Willingen, bei der über 850 Spieler*innen und rund 1000 Begleitpersonen teilnahmen. Sandra berichtete vom organisatorischen Kraftakt hinter solch einer Veranstaltung: von der Betreuung der Kinder bis zur Turnierleitung.
Im gleichen Atemzug gab sie auch Einblick in ihre Aufgaben bei der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM), wo sie seit Jahren als zentrale Figur im Orgateam aktiv ist. Besonders charmant: Mit dabei ist meist auch ihre Hündin Bella, die bei vielen Stammgästen als das inoffizielle Maskottchen der DSAM gilt und bei kaum einem Turnier fehlt.
Ein Skandal in Jeans und ein Blick nach vorn
Ein besonders spannender Abschnitt des Talks war der Rückblick auf die Blitz- und Rapid-Weltmeisterschaft in New York, bei der Sandra als Schiedsrichterin im Einsatz war – und bei der sie Zeugin eines kleinen, aber öffentlich diskutierten Zwischenfalls wurde: dem „Jeans-Skandal“, bei dem einem Spieler wegen unpassender Kleidung der Zutritt verweigert wurde.
Zum Abschluss sprach Sandra über kommende Turniere, bei denen sie im Sommer im Einsatz sein wird – unter anderem beim DSAM-Finale in Bad Wildungen sowie der OIBM am Tegernsee. Und sie teilte auch einen persönlichen Wunsch: Einmal als Schiedsrichterin bei einer klassischen Schachweltmeisterschaft an der Seite der weltbesten Spieler stehen. Ein Ziel, das alles andere als unrealistisch erscheint.
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