Niclas Huschenbeth: Als Sekundant abgewiesen, als Unternehmer erfolgreich

Niclas Huschenbeth: Als Sekundant abgewiesen, als Unternehmer erfolgreich

Vom Nakamura-Sekundanten zum ‚Schachtouristen‘: GM Niclas Huschenbeth im Gespräch über neue Prioritäten, prominente Schüler und das Schach-Superjahr 2026.

Chess Tigers besprechen eigene Ausrichtung Du liest Niclas Huschenbeth: Als Sekundant abgewiesen, als Unternehmer erfolgreich 5 Minuten

Im aktuellen Schachtalk am Sonntag gab Großmeister Niclas Huschenbeth detaillierte Einblicke in seinen beruflichen Werdegang, seine aktuelle Rolle in der Schachwelt und seine Erwartungen an die kommenden Jahre.

Persönliche Anekdoten und die Zeit mit Jonny

Das Gespräch begann mit einem Rückblick auf die gemeinsame Zeit von Huschenbeth und Co-Moderator Jonathan Carlstedt beim Hamburger SK. Jonny schilderte, dass Huschenbeth einer der wenigen Kollegen war, mit denen er sich bei Turnieren ein Doppelzimmer teilte. Huschenbeth erinnerte sich in diesem Zusammenhang an eine spezifische technische Notwendigkeit: Er stellte seinen Laptop nachts hochkant in den Kleiderschrank, um eine Überhitzung des Geräts zu vermeiden, während die Schach-Engine über Stunden Varianten für den nächsten Spieltag berechnete.

Das Ende der Sekundanten-Tätigkeit

Huschenbeth schilderte den Ursprung seiner Zusammenarbeit mit Hikaru Nakamura, die nach einer Eigeninitiative via Facebook begann. Er gab jedoch bekannt, dass er beim kommenden Kandidatenturnier nicht mehr Teil von Nakamuras Team sein wird. Nakamura habe entschieden, für sein wahrscheinlich letztes Kandidatenturnier personelle Veränderungen vorzunehmen.

Nach der Absage von Nakamura suchte Huschenbeth proaktiv den Kontakt zu Matthias Blübaum, um ihm seine Unterstützung anzubieten. Blübaum lehnte jedoch ebenfalls ab, da sein Team zu diesem Zeitpunkt bereits voll besetzt war. Huschenbeth wird das Turnier daher als unbeteiligter Zuschauer verfolgen, hat Blübaum aber bereits erste inhaltliche Impulse für dessen Vorbereitung übermittelt.

Chessence: Prominente Schüler und sportliche Erfolge

Huschenbeth berichtete über die Entwicklung seiner Online-Schachschule Chessence. Besonders hob er zwei Schüler hervor, deren Werdegang eng mit der Plattform verknüpft ist:

  • Christian Glöckler: Das junge Talent habe die Masterclass von Chessence komplett durchgearbeitet und sei anschließend zum deutschen Vizemeister aufgestiegen. Huschenbeth sieht darin eine Bestätigung für die Effektivität seines Lehrkonzepts.

  • Jan-Henric Buettner: Der Unternehmer war ursprünglich Schüler bei Huschenbeth und fand über diesen Kontakt den Einstieg in die professionelle Schachszene.

Die Freestyle Chess Bewegung

Aus dem Kontakt zwischen Huschenbeth und Buettner entstand die Freestyle Chess Bewegung. Huschenbeth vermittelte Buettner an den Turnierdirektor Sebastian Siebrecht. Die Turnierserie fand ihren vorläufigen Höhepunkt vor wenigen Wochen mit dem Finale in Südafrika.

Bezüglich einer Fortsetzung der Tour im Jahr 2026 äußerte sich Huschenbeth zurückhaltend. Er bestätigte zwar den fortlaufenden Kontakt zum Team, betonte aber, dass für das kommende Jahr noch keine Termine offiziell bestätigt seien. Er hoffe jedoch, bei künftigen Events wieder als Kommentator involviert zu sein.

Abschied vom Kader und neue Prioritäten

Huschenbeth erklärte sein Ausscheiden aus dem deutschen Nationalkader mit dem Verfehlen der Elo-Marke von 2620. Er hat das Ziel, die „Top 100“ der Weltrangliste zu erreichen, offiziell zurückgestellt, da der Aufwand zulasten seiner Gesundheit und seines Unternehmens ginge. Stattdessen bezeichnet er sich nun als „Schachtourist“ und plant Turnierteilnahmen in Guatemala und Brasilien, bei denen das Reiseerlebnis und die Freude am Spiel im Vordergrund stehen.

Sprachgebrauch und die Rolle im „Tatort“

Eine Zuschauerfrage griff Huschenbeths Mitwirkung in einer Tatort-Folge auf, in der er sich selbst als Kommentator spielte. Die Zuschauerin merkte an, dass im Film das Fachwort „Remis“ gemieden und konsequent durch „Unentschieden“ ersetzt wurde. Huschenbeth befürwortete diesen Pragmatismus in der Außendarstellung. Gegenüber Laien nutze er selbst eher den Begriff „Unentschieden“, um sofortige Klarheit zu schaffen und Nachfragen zu vermeiden. Entscheidender als die Terminologie sei für ihn, dass das Schachspiel im Fernsehen grundsätzlich korrekt präsentiert werde – etwa durch ein richtig aufgebautes Brett (weißes Feld unten rechts).

Kritik an „Total Chess“ und Ausblick auf 2026

Huschenbeth äußerte deutliche Kritik am neuen Format der Total Chess World Championship. Den Namen bezeichnete er als „absolute Katastrophe“. Er kritisierte zudem, dass Schnellschach-Resultate als Qualifikation für klassische Kandidatenturniere herangezogen werden, da dies grundlegend andere Fähigkeiten erfordere.

Ausblick: Das „Superjahr“ 2026

Huschenbeth prognostiziert für 2026 ein außergewöhnlich intensives Schachjahr, da die geraden Jahre im Schachkalender durch die Dichte an Großereignissen deutlich dominieren. Er verwies auf folgende Highlights:

  • Kandidatenturnier auf Zypern (März/April): Er erwartet spannende neue Duelle durch Spieler wie Matthias Blübaum, Andrej Jesipenko oder Javokhir Sindarow, die auf etablierte Stars wie Caruana und Nakamura treffen.

  • Zentrale Bundesliga-Endrunde in Berlin (April): Ein lokales Highlight, bei dem er voraussichtlich selbst für den Hamburger SK zum Einsatz kommen wird.

  • Schach-Olympiade Usbekistan & Weltmeisterschaft: Zusammen mit dem Kandidatenturnier bilden diese drei Events die Säulen des Jahres 2026.

  • Traditionsturniere: Er lobte die Beständigkeit von Turnieren wie Tata Steel (Wijk aan Zee), die durch ihr gemischtes Teilnehmerfeld und das klassische Format (jeder gegen jeden) weiterhin einen hohen Stellenwert für „Schach-Feinschmecker“ haben, auch wenn der Kalender durch neue Touren immer voller wird.

Der nächste Schachtag findet am Sonntag den 28. Dezember um 20:15 Uhr statt, wieder auf dem Kanal der Chess Tigers. Moderator Michael Busse weilt im Urlaub, dafür wird IM Jonathan Carlstedt einen Jahresrückblick bieten. 

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