Abschied von Vlastimil Hort

Abschied von Vlastimil Hort

Am 12. Mai 2025 verstarb der große Vlastimil Hort. Ulrich Gass, ein langjähriger Wegbegleiter und Berater, berichtet von der Beerdigung - mit freundlicher Genehmigung von Brigitte Hort.  

Am 24.05.2025 fand in der Kapelle des Friedhofes von Eitorf die emotional sehr anrührende Trauerfeier für Vlastimil Hort statt. Seine „Brigitte“ wurde bei diesem traurigen Abschied von Vlastimils Sohn Daniel mit Enkelsohn Adam sowie Familie und engen Freunden begleitet. Die Urnenbeisetzung wird in Prag stattfinden.

Die Kapelle war liebevoll ausgeschmückt. Ein authentisches Foto von Vlastimil aus jüngerer Zeit war umrahmt von ausgewählten Blumen, womit auch an Vlastimil als Naturfreund und Pilzsammler erinnert wurde.

Vlastimils und Brigittes Vorliebe für die klassische Musik zeigte sich in der Auswahl der zu Gehör gebrachten Werke von Antonin Dvorák („Lied an den Mond“ und „New World Symphony – Goin´ Home“), Frédéric Chopin („Nocturne“) sowie Ennio Morricone („Cinema Paradiso – Tema d`Amore“).  

Einen eigenen sehr schönen musikalischen Beitrag steuerte Prof. Ingo Althöfer bei, ein hochqualifizierter Mathematiker und Schachwissenschaftler, der sich der Trauergemeinde bescheiden als „lebenslanger Schachfan“ vorstellte: 

Auf seinem Akkordeon spielte er eine Edith-Piaf-Impression von „Milord“.

Auf Wunsch von Brigitte Hort sprachen zwischen den Musikstücken drei langjährige Wegbegleiter und enge Freunde unter verschiedenen Blickwinkeln über ihre privaten Beziehungen und persönlichen Erlebnisse mit „Vlasty“:

Bodo Schmidt, der bis zuletzt noch Vlastimils privater Blitzer-Schachtruppe angehörte, war 1979/80 der erste Schachkontakt in Deutschland und  Mannschaftskollege bei Porz. 

Er kümmerte sich um Vlastimils Niederlassung und Integrierung in Köln in Abstimmung mit „Onkel Wilfried“ (so nannte man intern den Porzer Manager und Sponsor Hilgert, der Vlastimil seinerzeit bei „Prago Sport“  für rund 55.000 DM für den Einsatz in der Bundesliga „freigekauft“ hatte). 

Das Verhältnis zum Boss Hilgert war – wie Bodo Schmidt berichtete - hin und wieder „schwierig“ und manches konnte Vlastimil nur dank seines Schwejk´schen Humors wegstecken, wie er dies auch in „Meine Schachgeschichten“ anschaulich geschildert hatte (dort z.B. Nr. 51). Vlastimil liebte (und – wie Dr. Helmut Pfleger jüngst so treffend formulierte - „läbte“) Schach und war – wie Bodo Schmidt hervorhob – glücklich darüber, dass er dieser seit Jugendjahren gepflegten großen Liebe lebenslang frönen durfte, wenn auch in den letzten Jahren unter gesundheitlichen Erschwernissen. 


Vlastimil Hort und seine Ehefrau Brigitte

André Schulz fasste die schachliche Erfolgsbilanz Vlastimils prägnant zusammen. Als Chefredakteur von Chessbase war er für jeglichen technischen Support bei dem nicht gerade „computeraffinen“ Vlastimil stets gefragt und hatte sich über dessen häufigen Besuche in Hamburg gefreut. Vlasty zog den persönlichen Kontakt selbst dann vor, wenn sich einzelne Rückfragen telefonisch hätten klären lassen. 

Bewundert hat André Schulz Vlastimils Fähigkeit, in der vermeintlich oberflächlichen Analyse regelmäßig die besten Pläne und richtigen Züge zu finden, die letztlich Gnade beim Computercheck fanden.  Hilfreich und sicher wertvoll waren für die Eheleute Hort viele Profi-Tipps bei der Ausgestaltung und technischen Abwicklung ihrer stets gemeinsam angegangenen literarischen Veröffentlichungen. 

Ulrich Gass, der Vlastimil 1981 beim Open in Lugano kennengelernt hatte, war  dort bei einem Tennisdoppel von dessen Ballgefühl und sportlicher Beweglichkeit  überrascht worden (was wohl vom intensiven Eishockey in seiner Jugend herrührte). Kurz danach – und auch in den Folgejahren - traf man sich wieder in der Bundesliga, weil die Amateurmannschaft von Marktheidenfeld auf die Profis von Porz traf. 

Als Vlastimil später im Kontext mit seiner Einbürgerung und in weiteren Angelegenheiten juristischen Beistand benötigte (einen Fall schilderte er sogar in den Schachgeschichten, dort Nr. 52), vertiefte sich der Kontakt und führte zu einer langjährigen vertrauensvollen Freundschaft.

Sehr amüsant war, dass Gass bei zwei Open (San Bernadino 1987 – denkwürdig: alle 3 Polgar-Mädchen am Start - und Basel 2015) jeweils in der 1. Runde auf Vlastimil traf und diesem einen „dankbaren“ Start verschaffte („Revanche“ gab´s früher beim Tennis und später – sehr selten mal - beim Blitz).

Vlastimils schachliches Vermächtnis wird der Nachwelt über seine Publikationen und – wie Gass mit Seitenblick auf Chessbase konstatierte – dank Digitalisierung  seiner lehrreichen Partien erhalten bleiben.


Schon zu seinen Lebzeiten sind einige seiner humorvollen Sentenzen legendär geworden und haben – vergleichbar mit Wendungen aus Loriots Sketchen -Eingang in den spezifischen Sprachschatz der Schächer gefunden, z. B. anlässlich von Partiekommentierungen, insbesondere beim Blitzspiel: 

Das ist gägen Rägel“ (so sein freundlicher Tadel wegen eines illegalen Zugvorschlags) oder „Schach ist scheen, wenn man kann“ (seine höfliche Kritik wegen unterlassenen Gewinnzügen).

Vlastimils wohl anerzogene Sparsamkeit und persönliche Bescheidenheit traten anlässlich eines gemeinsamen Gangs durch ein mondänes Kaufhaus mit seinem folgenden Ausspruch zu Tage:

Ach, Uli, so viele scheene Sachen, die ich alle nicht brauche!“

Der Autor dieses Artikels, Rechtsanwalt Ulrich Gass (rechts) mit Ehepaar Hort

 
Vlastimil Hort (rechts) mit einigen Wegbegleitern

Vlastimils Vita, seine persönlichen Berichte und Erlebnisse zeugen nicht nur von seiner Leidenschaft für sein geliebtes Schachspiel, sondern auch von seiner menschlichen Größe, unbestechlicher Integrität und Herzenswärme. 

Durch seine Liebe für seine „beste Brigitte“ und für das Schach, durch sein Lebenswerk und seine liebenswerte Persönlichkeit hat er das erfüllt, was Albert Schweizer einmal so wunderbar ausgedrückt hat:

„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“ 

 

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