Eine geheimnisvolle Zahl

Eine geheimnisvolle Zahl

Alles, was du über die Deutsche Wertungszahl und die Ingozahl wissen musst, erklärt dir Xenia Bayer. 

Xenia Bayer hat einen neuen Podcast aus ihrer Reihe "Schach für Kinder" veröffentlicht: 

Hier ist das Transkript: 

Hallo liebe Zuhörer,
ich heiße Xenia Bayer. Willkommen zu meinem Podcast „Schach für Kinder“.

Eine geheimnisvolle Zahl

Heute geht es um eine Zahl, die viele beschäftigt – besonders nach dem ersten richtigen Turnier: die DWZ, die Deutsche Wertungszahl.

Du hast gerade dein erstes Schachturnier gespielt und siehst plötzlich eine Zahl wie „DWZ 978“ neben deinem Namen. Und jetzt fragst du dich:
Was bedeutet diese Zahl eigentlich?
Wofür ist sie gut und wie wird sie überhaupt berechnet?

Die DWZ ist die offizielle Schachwertung in Deutschland. Sie zeigt, wie stark du im Vergleich zu anderen Schachspielern bist. Man kann sich das wie eine Schach-Schulnote vorstellen. Je besser du spielst, desto höher ist diese Zahl.
Aber keine Sorge – es gibt keine 5 oder 6! Stattdessen sehen die Zahlen zum Beispiel so aus: 750, 1.034 oder 1.840.

Die DWZ wird auf Basis deiner Turnierpartien gegen andere DWZ-Spieler berechnet. Je stärker der Gegner und je besser dein Ergebnis, desto mehr Punkte kannst du gewinnen. Umgekehrt verlierst du Punkte, wenn du gegen schwächere Gegner verlierst.

Ein Kind, das gerade anfängt, bekommt vielleicht eine DWZ zwischen 700 und 1.000.
Das ist ein super Start! Wenn du weiter trainierst und Turniere spielst, kannst du 1.100, 1.200 oder sogar 1.400 erreichen.

Viele erwachsene Vereinsspieler haben zwischen 1.300 und 1.800 DWZ.
Deutsche Großmeister haben über 2.000 DWZ.

Warum ist die DWZ wichtig?
Bei Turnieren wirst du nach deiner DWZ gesetzt – das hilft Trainern und Organisatoren, Gruppen sinnvoll einzuteilen. Und für dich selbst zeigt sie deinen Fortschritt – wie ein persönlicher Schachkompass.

Du fragst dich bestimmt: Wie bekommt man eine DWZ?
Wenn du an einem Turnier teilnimmst, das DWZ-ausgewertet wird, und du mindestens fünf Partien spielst, bekommst du deine erste DWZ. Wichtig ist: Deine Gegner müssen dabei selbst eine DWZ haben – sonst kann eure Spielstärke nicht verglichen werden.

Früher, also vor 1993, hatten Schachspieler in Deutschland übrigens eine ganz andere Zahl – die sogenannte Ingo-Zahl. Die Deutsche Wertungszahl wurde erst 1993 eingeführt. Dieses System wurde vom Mathematiker Anton Hösslinger erfunden und nach seiner Heimatstadt Ingolstadt das Ingo-System genannt.

Anders als die DWZ zählte die Ingo-Zahl rückwärts:
Je kleiner die Zahl, desto stärker der Schachspieler.
Ein Großmeister hatte eine Ingo-Zahl von 1 bis 10, ein guter Vereinsspieler lag bei 60 oder 80, und Anfänger bei 130 oder höher.
Beim chinesischen Schach Xiangqi“ wird in Deutschland übrigens bis heute die Ingo-Zahl verwendet.

Neben der DWZ gibt es auch eine internationale Schachwertung: die Elo-Zahl. Benannt ist sie nach ihrem Erfinder Professor Arpad Elo. Sie wurde im Jahr 1970 vom Weltschachbund FIDE offiziell eingeführt, um Spieler weltweit vergleichen zu können.

Magnus Carlsen, der 16. Schachweltmeister aus Norwegen, hat aktuell eine Elo-Zahl von 2.842. Er war sogar schon über 2.880 – das ist der höchste Wert aller Zeiten.
Hou Yifan, die beste Schachspielerin der Welt, hat eine Elo-Zahl von 2.633.

Garry Kasparov, der 13. Schachweltmeister, sagte:
„Wertungszahlen spiegeln lediglich deine bisherige Leistung wider. Das heißt: Die Wertungszahl zeigt, wo du stehst – nicht, wo du hin willst.“

Ob du gerade bei 800 stehst oder schon über 1.800 – jede Zahl ist ein Teil deiner Schachreise.

Der junge Vincent Keymer, heute der beste deutsche Schachspieler, hatte mit 10 Jahren schon mehr DWZ als die meisten Klubspieler. Das lag nicht an Zauberei, sondern an Fleiß, Talent und vielen gespielten Partien.

Aus einer verlorenen Partie kann man oft mehr lernen als aus einer gewonnenen.
Man muss hunderte von Partien verlieren, bevor man ein guter Spieler wird – betonte José Raúl Capablanca, der dritte Schachweltmeister.

Unser Savielly Tartakower, der für seine Schachweisheiten berühmt ist, sagt:
„Der Gewinner ist derjenige, der den vorletzten Fehler macht.“

Ein cleverer Zug, ein mutiger Angriff oder eine gute Idee sind mehr wert als eine Zahl.

Viel Spaß am Schachbrett!
Und denk dran: Deine Züge zählen – nicht nur deine Zahl.
Deine DWZ ist nur ein Zwischenstand, nicht das Ziel.

Zum Schluss unserer Rubrik „Interessante Fakten“ über Schach:

Im Schachmuseum am Gogolewski-Boulevard in Moskau befindet sich ein Schachspiel, das einst den Kindern des Großfürsten Nikolaj Pawlowitsch gehörte. Das Schachset der Zarenkinder aus dem frühen 19. Jahrhundert besteht aus einem schlichten Holzbrett und bunt bemalten Tonfiguren.

Der grünen Armee Peters des Großen stehen die roten Uniformen der persischen Soldaten gegenüber.
Neben dem russischen Zaren steht Katharina die Erste, die ihren Mann auch in der realen Geschichte auf Feldzügen begleitete.

Bis zum nächsten Mal – eure Xenia Bayer.

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