Chess Classic Aronian dreht auf Armenier dominiert die erste Runde der FiNet Chess960 World Championship
15.08.2007 - Die Chess Classic hatten am Dienstag mit der FiNet Weltmeisterschaft im Chess960 ihren ersten Höhepunkt. Die Weltklassespieler Viswanathan Anand, Levon Aronian, Etienne Bacrot und Rustam Kasimdzhanov kämpfen in den nächsten drei Tagen um die Krone jener Schachart, in der die Anfangsstellung ausgelost wird.
Die Hinrunde dominierte der Chess960 Weltmeister Levon
Aronian auf eindrucksvolle Weise. Er gab in drei Partien nur ein Remis ab,
wobei nicht viel zu einer blütenweißen Weste gefehlt hat.
Gipfeltreffen: Etienne Bacrot, Nr.1 der Chess960-Weltrangliste gegen Levon Aronian, Chess960 Weltmeister
Schon in der ersten Runde traf Aronian auf den
Weltranglistenersten im Chess960, dem ehemaligen Wunderkind Etienne Bacrot.
Eine Unaufmerksamkeit des Franzosen führte sofort in eine hoffnungslose
Stellung. In der zweiten Runde verblüffte Aronian seinen Kontrahenten Kasimdzhanov
mit der überraschenden Zugfolge f4 und f5 in den ersten beiden Zügen. Seine
erstaunliche Kreativität ist es, die ungewöhnliche Lösungen hervorbringt und
sein überragendes Stellungsverständnis ausmacht. Und wieder schien es, dass er seinen
usbekischen Kontrahenten mit großer Leichtigkeit überspielte. In der
Pressekonferenz meinte Kasimdzhanov etwas pointiert, er habe nach dem sechsten
Zug bereits eine Verluststellung verwaltet.
Der indische Tiger: Vishy Anand
In Runde drei wäre es Vishy Anand fast nicht besser
ergangen. Für den Inder war es eine Premiere in seiner über 20 Jahre währenden
Karriere. Nur einmal zuvor habe er Chess960 gespielt – gegen den Organisator
der Chess Classic Hans-Walter Schmitt. Der beste Schnellschachspieler der Welt
muss sich wohl erst einmal an diese neue Spielart gewöhnen. Den erstaunten
Journalisten erklärte er nach der Partie gegen Aronian, er habe fast eine
Mattidee im siebten Zug übersehen. Das Feld d2, das im Normalschach immer
gedeckt ist, verlor er aus den Augen. Schließlich musste er einen Bauern geben,
um die Drohung zu parieren. Doch bald war Dank des geschickten Spiels seines
Gegners keine Kompensation mehr für den materiellen Verlust erkennbar. Der
Inder demonstrierte jedoch einmal mehr seine einzigartigen Verteidigungskünste
und rettete die Stellung noch zum Unentscheiden. Der Tiger aus Madras zeigte
sich diesmal friedlich und beendete alle seine Partien mit einer Punkteteilung.
Der neunmalige Sieger der Chess Classic wird sich steigern müssen, will er
Aronian den Titel entreißen.
Rustam Kasimdzhanov, der 2004 schon einmal Fide-Weltmeister
war, dürfte mit der Hinrunde nicht unzufrieden sein. Gegen Anand erreichte er
eine aussichtsreiche Stellung, die Remis endete. Nur gegen Aronian verlor er,
gewann aber gegen Bacrot.
Rustam Kasimdzhanov
Der Franzose hat dagegen noch überhaupt nicht zu seinem
Spiel gefunden. Mit nur einem halben Punkt steht er am Tabellenende. Nicht
zuletzt seine schlechte Zeiteinteilung wurde ihm zweimal zum Verhängnis.
Am Mittwoch wird sich in der Rückrunde entscheiden, wer sich
für die abschließenden Zweikämpfe am Donnerstag qualifiziert. Die ersten beiden
spielen dann den Weltmeister im Chess960 in vier Partien aus. Außerdem beginnt der
WM-Kampf der Schachcomputer Rybka, Shredder, Jonny und Spike, die den
Livingston Chess960 Computer World Champion ermitteln. Und auch die Kleinen
haben noch einmal die Gelegenheit, unter professionellen Bedingungen im Mini-FiNet
Open Chess960zu spielen.