Dirk Poldauf zum 60.

Dirk Poldauf zum 60.

Seit mehr als drei Jahrzehnten prägt er die Zeitschrift SCHACH mit Reportagen, Interviews und unzähligen Begegnungen mit der Weltelite. Nun feiert er seinen 60. Geburtstag. Eine Würdigung. 

Gunny im Schachtalk über das Keymer-Blübaum-Drama Du liest Dirk Poldauf zum 60. 4 Minuten

IM am Brett – Großmeister am Notizblock

Dirk Poldauf ist seit Jahrzehnten eine feste Größe im deutschen Schach. Viele kennen ihn als langjährigen Chefredakteur der Zeitschrift SCHACH, für die er zahllose Turnierberichte und Interviews verfasst hat. Seine Texte haben einen besonderen Ton: nah dran am Geschehen, mit Blick für Details und immer so geschrieben, dass man als Leser die Atmosphäre spürt. Kein Zufall, dass gerade diese Vor-Ort-Reportagen in einer Leserumfrage als seine größte Stärke hervorgehoben wurden. 

Geboren 1965 in Wolgast, aufgewachsen in Stralsund, wurde Dirk schon zu DDR-Zeiten zweimal Jugendmeister. Er spielte auf vielen internationalen Turnieren, bekam 1993 den Titel Internationaler Meister und gehörte in den 90ern zum Bundesliga-Team von Empor Berlin, das mit Kramnik und Shirov Deutscher Mannschaftsmeister wurde. Später spielte er auch bei den Schachfreunden Berlin und in Österreich.

Mittler zwischen Spielern und Lesern

Dirk sagt über seine Arbeit: „Ich sehe mich als so eine Art Mittler: Die Spieler erzählen mir was, und ich schreibe das auf.“ Genau das macht ihn aus. Er hört zu, ordnet ein – und schafft Texte, die mehr sind als Ergebnisse. Seine Sprachkenntnisse in Englisch, Russisch und Spanisch haben ihm dabei oft die Türen zu den großen Namen geöffnet.

Unvergessliche Begegnungen

Unvergessen ist sein Interview mit Boris Spasski (hier verlinkt) 2006 in Paris. Geplant war eine Stunde über die UdSSR-Meisterschaft 1973, am Ende saßen sie vier Stunden zusammen, mit Spasskis Ehefrau Marina am Tisch, Wodka und Beaujolais inklusive. Daraus entstand nicht nur ein legendärer Artikel in SCHACH, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte, das Poldauf später im Schachglatzen Podcast noch einmal lebendig werden ließ.

Legendär ist auch sein Gespräch mit Viktor Kortschnoi in der WELT von 2005, in dem der Ex-Vizeweltmeister den Satz prägte: „Ich verachte Kasparow.“ Kortchnoi, der seine beste schachliche Zeit in der Mitte seines Lebens hatte, konnte es Kasparow nicht verzeihen, dass dieser bereits mit 41 Jahren vom Schach zurücktrat. Ein Beispiel dafür, wie Dirk es verstand, mit den richtigen Fragen interessante Antworten herauszukitzeln.

Darüber hinaus schrieb er das Vorwort zu Boris Gelfands bekannten Partien-Buch, führte Interviews mit Veselin Topalov und vielen anderen Spitzenspielern, berichtete von Turnieren in Wijk aan Zee, Dortmund oder Hastings – und hat so das Schachgeschehen über Jahrzehnte dokumentiert. "In Wijk gehöre ich schon fast zum Inventar", erzählte er nicht ohne stolz im Schachgeflüster Podcast. 

Eine Konstante im Wandel

Das Magazin SCHACH hat seit der Wende Verlagswechsel und personelle Veränderungen erlebt. Aber eines blieb: Dirk Poldauf als Reporter und Autor, der die Qualität des Heftes sichert. Über 400 Redaktionsschlüsse hat er erlebt. Interviews und Reportagen – seine Handschrift ist bis heute unverkennbar.

Dirks Akribie und Fachkenntnis kommen an. André Schulz attestiert ihm in der Würdigung seines 60. Geburtstages durch ChessBase "eine sehr umfassende und tiefgründige Berichterstattung."

Opferbereitschaft

Ein Meister muss manchmal Opfer bringen. Zweifellos hätte Dirk auch spielerisch das Zeug zum Großmeister gehabt. Doch der Ausbau und die Aufrechterhaltung seiner journalistischen Qualitäten war ihm wichtiger. Und so opferte er den GM-Titel bereitwillig für die Schreibfeder. 

Wie er seinen heutigen 60. Geburtstag feiert? Als Antwort auf die Glückwünsche kommt per Mail ein "Danke. Ich fahre bald ins Büro. Redaktionschluss." Der Artikel über Matthias Blübaums Qualifikation fürs Kandidatenturnier muss noch rechtzeitig fertig werden. Das geht vor, klar. So ist "Poldi", wie ihn seine Freunde und Arbeitskollegen nennen, eben. Und so schätzen und lieben ihn nicht nur die Leser der Zeitschrift SCHACH, sondern auch sein berufliches und privates Umfeld. 


Fazit: Dirk Poldauf ist Internationaler Meister am Brett, aber vor allem ein Großmeister am Notizblock. Zum 60. Geburtstag bleibt nur zu sagen: Danke für unzählige Geschichten, Begegnungen und Texte, die das Schach in Deutschland geprägt haben.

Alles Gute, Dirk!

 

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