Blübaum und Keymer auf dem Weg ins Kandidatenturnier?

Blübaum und Keymer auf dem Weg ins Kandidatenturnier?

Im Kampf um die Kandidatenplätze beim FIDE Grand Swiss in Deutschland steht der Showdown in den letzten drei Runden bevor. Zwei Deutsche haben hervorragende Ausgangspositionen: Matthias Blübaum und Vincent Keymer. 

Schachtalk mit Florian Pütz (SPIEGEL): Du liest Blübaum und Keymer auf dem Weg ins Kandidatenturnier? 5 Minuten

Nach acht von elf Runden spitzt sich das FIDE Grand Swiss 2025 in Samarkand weiter zu. Das größte offene Turnier im WM-Zyklus bleibt unberechenbar – und zwei Deutsche mischen ganz oben mit. Es geht dabei nicht nur um Prestige und Preisgeld, sondern um zwei heiß begehrte Plätze für das Kandidatenturnier 2026


Blübaum und Keymer: Deutsche Trümpfe im Open

Mit 6 Punkten aus 8 Runden liegt Matthias Blübaum an der Spitze des Feldes. Nur Nihal Sarin (Indien) kann Schritt halten, beide führen punktgleich das Tableau an.  In der 7. Runde überragte Blübaum mit einem Sieg gegen Arjun Erigaisi, in Runde 8 ließ er sich gegen Co-Tabellenführer Nihal Sarin auf eine Zugwiederholung im 21. Zug ein. Schon nach drei Runden hatte Jonathan Carlstedt im Schachtalk den Begriff „Blübaum-Schach“ geprägt: ohne Fehler, ohne Risiko und ohne Schnörkel – und genau damit hat der Bielefelder nun seine Tabellenführung behauptet. 

Siebtrundensieg gegen Indiens Nr. 5 Arjun Erigaisi (Foto: DSB)

Hinter Blübaum hat auch Vincent Keymer zurück in die Erfolgsspur gefunden. Nach einem durchwachsenen Start siegte er in Runde 8 gegen Vidit Santosh Gujrathi und steht nun mit 5,5 Punkten in der großen Verfolgergruppe auf Rang 7. Deutschland stellt damit gleich zwei Spieler in den Top Ten – und somit zwei heiße Eisen im Feuer. 

Dabei profitierte Keymer von einem Fehler seitens Gujrathi. 28 Minuten Nachdenken halfen dem Kandidatenturnier-erfahrenen Inder nicht, mit Schwarz den einzigen remisbringenden Zug 43. ...Kd5 zu finden.  43. ...c6? gefolgt von 44. c4! gewann die Partie für Weiß. 

Die weiteren Deutschen liegen zurück: Dmitrij Kollars (3,5/8), Alexander Donchenko (3/8) und die Svane-Brüder (je 3/8) kämpfen im unteren Mittelfeld, Dennis Wagner (2,5/8) liegt am Ende des Feldes. Doch die deutsche Geschichte dieses Turniers wird bisher klar von Blübaum und Keymer geschrieben.


Internationale Schlaglichter im Open

  • Abhimanyu Mishra (USA), der jüngste Großmeister der Schachgeschichte begeistert weiter: Mit 5,5 Punkten liegt er mit einer Turnierperformance jenseits der 2700 auf Platz 3. 
  • Parham Maghsoodloo (Iran), lange alleiniger Spitzenreiter, fiel in der achten Runde durch ein Remis gegen Giri zurück und belegt Rang 4. 

  • Firouzja, Abdusattorov, Keymer, Niemann, Giri und Van Foreest – allesamt mit 5,5 Punkten – lauern direkt hinter der Spitze.

Für ein spielerisches Highlight sorgte in Runde 8 der Blitzschach-Weltmeister von 2021, Maxime Vachier Lagrave. Sein Damenopfer machte ihn zum „Player of the Day“. 

Link zur Partie: FIDE Grand Swiss 2025

Dabei übersah der Franzose offenbar, dass in der Diagrammstellung ...Sxf3 auch ohne vorherige Ablenkung des weißen Turms auf der dritten Reihe noch schneller zum Matt geführt hätte. Die in der Partie folgende Mattsequenz war dennoch hübsch anzusehen. 

Weltmeister Gukesh D steckt dagegen weiter in der Krise: Nach drei Niederlagen in Serie musste er sich gegen seine Landsfrau Divya Deshmukh mit einem Remis begnügen. Er steht nun bei 3,5 Punkten – Platz 82. Dies wohlgemerkt in einem Wettbewerb, in dem es um zwei Plätze für ein Turnier geht, in dem sein eigener Herausforderer ermittelt wird. 


Frauen: Lagno übernimmt das Kommando

Im Frauenturnier hat sich die Situation nach Runde 8 zugespitzt:

  • Kateryna Lagno führt das Feld mit 6,5 Punkten an, nachdem sie in Runde 8 Dinara Wagner bezwang. 

  • Vaishali Rameshbabu musste ihre erste Niederlage gegen Bibisara Assaubayeva hinnehmen und steht nun bei 6 Punkten.

  • Assaubayeva selbst sowie Song Yuxin, ein bislang recht unbeschriebenes Blatt aus China, schlossen nach Punkten auf – sie alle liegen mit 6 Zählern in Schlagdistanz.

  • Die Deutsche Dinara Wagner hatte nach solidem Start zwei empfindliche Niederlagen gegen Lagno und zuvor schon gegen Tan Zhongyi kassiert. In Runde 8 erzielte sie ein starkes Remis gegen die Ukrainerin Anna Muzychuk. Mit 4,5 Punkten rangiert Wagner im oberen Mittelfeld, aber schon mit 1,5 Punkten Rückstand auf Platz 2. 



Runde 9: Showdowns an den Topbrettern

Die Auslosung für die 9. Runde am Samstag bringt gleich mehrere Kracher:

Blübaum muss sich der Angriffe von Abdusattorov erwehren, der in Usbekistan ein Heimspiel hat. Und Keymer bekommt es mit dem starken Iraner Maghsoodloo zu tun, gegen den er zuletzt in der Schachbundesliga verlor.  

Bei den Frauen heißen die Spitzenduelle: 

  • Lagno (6,5) – Assaubayeva (6)

  • Vaishali (6) – Song Yuxin (6)

Diese Partien könnten die Tabellen endgültig sortieren – oder alles noch enger machen.


Fazit: Alles offen im Kampf um die Kandidatenplätze

Nach acht Runden ist klar: Das Grand Swiss 2025 wird seinem Ruf als härtestes Qualifikationsturnier der Welt gerecht.

  • Im Open haben die Deutschen Blübaum und Keymer reale Chancen auf die Kandidatentickets.

  • Bei den Frauen hat Dinara Wagner mit einem starken Auftritt in der ersten Turnierhälfte aufhorchen lassen, auch wenn die Weltklassespitze aktuell einen Schritt voraus ist.

Die kommenden drei Runden entscheiden – und könnten für das deutsche Schach historisch werden.

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