Im 31. Schachtalk stand Anna-Blume Giede im Mittelpunkt – Vorsitzende der Schachjugend Schleswig-Holstein, Lehramtsabsolventin und seit Kurzem mitverantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Schachbundesliga.
Annas Weg
Giede stammt aus Lübeck, hat in Kiel studiert und lebt inzwischen in Hamburg. Als Vorsitzende der Schachjugend Schleswig-Holstein engagiert sie sich für die Nachwuchsarbeit und setzt dabei auf lebendige Vereinsstrukturen.
Besonders hebt sie das Konzept des Vereins TuRa Harksheide hervor, der in der Frauenbundesliga spielt und als Paradebeispiel für erfolgreiche Mädchen- und Frauenförderung gilt. Aktionen wie „Schach auf dem Reiterhof“ zeigen, dass Gemeinschaft und Freunde zu finden mindestens ebenso wichtig sind wie sportliche Leistung.
Öffentlichkeitsarbeit
In Schleswig-Holstein hat Giede die Öffentlichkeitsarbeit mit neuen Formaten gestärkt, etwa über einen Instagram-Kanal der Schachjugend. Ihre neue Rolle in der Bundesliga führt diesen Ansatz fort: aktuelle Fotos, Spieltagseindrücke und kleine Geschichten sollen die Liga sichtbarer machen.
Beim ersten Bundesligaspieltag in Wolfhagen sammelte sie bereits Erfahrungen – und bemerkte deutliche Unterschiede: Manche Vereine betreiben aktive Berichterstattung, andere gar keine. Die Idee einer zentralen Live-Übertragung der Schachbundesliga will sie mitnehmen.
Co-Moderator Jonathan Carlstedt bringt sie dabei augenzwinkernd als künftige Kommentatorin „an der Seite eines Großmeisters“ ins Spiel.
Schach im Olympiastadion und Schulschach
Ein Ausblick führte zum Berlin U25 Open im Olympiastadion, das mit Unterstützung der Chess Tigers ausgetragen wird. Parallel entsteht eine Deutsche Schach-960-Meisterschaft, und auch der Deutsche Schulschachkongress rückt näher – begleitet von der Lehrkräfte-Meisterschaft.
Giede betont die Bedeutung des Schulschachs: Dabei erwähnt sie, dass wohl jeder zweite Schachspieler das Spiel in der Schule gelernt hat. Sie selbst nahm gern an Landesschulschachmeisterschaften teil und misst dem Bildungssektor große Bedeutung bei.
Beim bevorstehenden Schulschachkongress steht u. a. das Projekt „Schach macht schlau“ von Marco Bode im Mittelpunkt. Dabei lernen Lehrkräfte gemeinsam mit Schülern Schach. Über das Motto wird diskutiert: Michael Busse betont den verbindenden Charakter des Spiels, während Carlstedt findet, dass der prägnante Slogan im Schulkontext genau richtig sei.
Internationale Turniere
Auch internationale Wettbewerbe kamen zur Sprache. Die Jugend-Europameisterschaft findet mit Hussain Besou statt. Carlstedt erklärt, warum deutsche Spieler dort oft Elo-Punkte verlieren: Sie treffen auf stark unterbewertete Gegner aus Osteuropa. Trotzdem erweitern solche Turniere den Horizont – das bestätigt Giede mit ihrer eigenen Erfahrung beim Festival in Pardubice.
Beim FIDE World Cup kämpfen die Teilnehmer um die drei Plätze für den Einzug ins Kandidatenturnier – ein gnadenloses K.-o.-Format. „Zum Zuschauen ist das spannender“, meint Giede. Sieben deutsche Teilnehmer sind am Start; die Hoffnungen ruhen auf Vincent Keymer, der u. a. gegen Dmitrij Kollars, Andrei Esipenko, Maxime Vachier-Lagrave und Praggnanandhaa antreten könnte. Laut Carlstedt hat Keymer sogar „ein relativ leichtes Los“.
Noch offen ist das Team um Matthias Blübaum und der Austragungsort des Kandidatenturniers. Alle drei Gesprächspartner träumen von einer Durchführung in Deutschland.
Gratuliert wird außerdem Christian Maier zur Bronzemedaille bei der Senioren-WM.
Turniere und Tipps
Auf die Frage nach empfehlenswerten Turnieren nennt Giede das Heusenstamm Open in Hessen. Carlstedt ergänzt Hamburger Optionen, etwa die Turniere des Hamburger SK, und verweist auf das Schachcafé Barmbek an der S-Bahn Rübenkamp, das sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt.
Kramnik-Debatte
Zum Schluss spricht die Runde über Wladimir Kramnik. Nach dem Tod von Daniel Naroditsky fordern einige Stimmen, Kramnik Titel abzuerkennen. Giede und Carlstedt mahnen zur Zurückhaltung, solange die Zusammenhänge unklar sind. Einig sind sich alle: Mobbing und falsche Verdächtigungen haben im Schach keinen Platz. Wichtig ist, öffentlich Stellung zu nehmen und von offizieller Seite aus schnell zu reagieren. Verwundert zeigt man sich, dass bei der Ethikkommission bisher kein Verfahren anhängig ist, obwohl dies angekündigt wurde.
Abschluss
Zum Abschluss sprechen Anna und Jonny über die nächsten Begegnungen in der Schachbundesliga Anfang Dezember. Außerdem gibt es ein paar Hinweise: Der Schachkalender 2026 ist erhältlich, ChessBase 26 verfügbar, und Jonny sowie Michael Prusikin veranstalten drei Seminare in Bad Soden.
Anna richtet noch einen Appell an alle Vereine, sie bei der Öffentlichkeitsarbeit für die Bundesliga zu unterstüzen:
„Ich nehme alles, was ich kriegen kann".
Ein sympathischer Auftritt mit klaren Botschaften: mehr Sichtbarkeit, mehr Zusammenarbeit, und die Gewissheit, dass Engagement im Schach auch Spaß machen darf.










