Unterhaltung Damenopfer soll Mattangriff abwehren: Steinbrück plant Aufgabe der Finanz-Souveränität
21.01.2006 - Wieder einmal mehr muss das königliche Spiel den Foto-Redakteuren der Medien nützliche Dienste erweisen - so passt es ins BILD, dass SPIEGEL ONLINE auch den deutschen Finanzminister Peer Steinbrück als schachspielenden Politiker kennt. Seine neueste Absicht zur Aufgabe des Selbstbestimmungsrechts über die Staatsfinanzen und den angedachten Transfer der Oberhoheit an die EU Kommission in Brüssel garniert SPIEGEL ONLINE mit einem mehr oder weniger passenden Foto von Steinbrück beim Schachspiel. Für Schachspieler liegt eher die Umschreibung "Damenopfer zur Abwehr eines Mattangriffs" nahe.
Ob dies ein guter Zug ist, finanzpolitisch oder
schachtechnisch gesehen, bleibt abzuwarten. Fest steht, daß es wieder
mal Wochenende ist und damit Ramba-Zamba in den Politik-Ressorts
der Redaktionsstuben in deutschen Landen, wollen doch die Interviews der
Politiker und Lobby-Vertreter der Republik zu jedem geneigten und
ungeeigneten Thema geführt, redigiert, dementiert und publiziert werden.
Und wenn dann die erste Angriffswelle vorbei
ist, die turnusgemäße Empörung als Retourkutsche formuliert wurde, dann
ist es auch Zeit, den Medienschmaus aufgewärmt zu servieren. Immer den
Empfehlungen des Wilhelm Busch folgen, getreu der Bolt'schen Maxime:
Eben geht
mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller
Daß sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.
Spiegel Online:
Steinbrück will Finanzen unter Brüsseler Kontrolle stellen
Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme will die Bundesregierung
drohende Sanktionen aus Brüssel wegen Verletzung der
Maastricht-Kriterien abwenden: Finanzminister Peer Steinbrück
will den Etat des Bundes faktisch unter die Aufsicht der EU
stellen.
Steinbrück will nun Anfang dieser Woche gegenüber
EU-Währungskommissar Joaquín Almunia deutlich machen, dass
Deutschland auf keinen Fall eine Eskalation des Streits wünscht
und sich auch strengeren Auflagen aus Brüssel unterwerfen würde.
Der Finanzminister müsste der EU dann alle drei Monate detailliert
über die Entwicklung des Haushaltes Bericht erstatten. Steinbrück
rechnet fest damit, dass er 2007 die EU-Defizitgrenze nicht mehr
überschreiten wird.
Quelle: Spiegel Online
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,396451,00.html