Universität Der grüne Läufer und viele weitere Endspiel-Geheimnisse Endspielexperte GM Karsten Müller im Chess Tigers Training Center
29.08.2010 - Eigentlich völlig falsch ist das Gerücht, das Erlernen von Endspielen sei schwieriger oder gar langweiliger, als Eröffnungen oder Mittelspiele. Mit Eröffnungsfallen und schönen Kombinationen hat schon jeder viele Partien gewonnen, aber ausgerechnet im Endspiel wirft besonders der Amateur immer wieder gewonnene Stellungen weg, weil ihm das Wissen und die Technik fehlt. Aus diesem Grund standen an diesem Wochenende im Chess Tigers Training Center alle Ampeln auf grün in Sachen Endspiel. Genauer gesagt, einer der größten Endspielexperten weltweit gab ein zweitägiges Seminar zum Thema "Springer-Läufer-Duell im Endspiel". Und apropos grün, zum Erstaunen sämtlicher Teilnehmer präsentierte GM Karsten Müller gleich zu Beginn des Seminars eine neue Figur - den grünen Läufer. So bezeichnet der selbsternannte Läuferpaar-Fetischist den Läufer, für welchen der Gegner nicht das passende Gegenstück hat.
Dr. Karsten Müller ist nicht nur ein Endspiel-Guru, er besitzt eine leider allzu seltene Gabe, er kann sein Wissen verständlich weitergeben. Für einen Seminarleiter ist es entscheidend, dass er rasch die richtige Wellenlänge seiner Zuhörer findet, um dann sein Wissen effektiv vermitteln zu können. Angeblich sind die Hamburger kühl und distanziert, aber das widerlegte Müller schon zu Beginn der ersten Trainingseinheit am Samstagmorgen, indem er allen Anwesenden das Du anbot. Binnen Sekunden war - falls überhaupt vorhanden - der Damm gebrochen und es konnte gearbeitet werden. Mit einem ausgewogenen Mix aus klassischen Beispielen, gemeinsamen Analysen und Zwischentests gestaltete Müller das Seminar abwechslungsreich und scheute sich auch nicht, mal abzuschweifen und kurz und knackig die Gewinnzonen im Endspiel König plus Dame gegen König plus Bauer zu erklären. Dennoch, die für das Seminar erforderliche DWZ von mindestens 1500 benötigt man allemal, denn ein gewisses Basiswissen setzt Müller einfach voraus. Hat man dieses, dann ist das hochkonzentrierte Training eine mit DWZ- und Elo-Punkten gefüllte Spritze. Deren Inhalt ist Gehirn-Doping pur, welches man jetzt "nur noch" in Punkte umzumünzen braucht. So ähnlich ist jedenfalls das Gefühl, wenn eine der insgesamt vier Sessions (je zwei am Tag) vorüber ist und man am liebsten über den nächstbesten Gegner herfallen, ins Endspiel abwickeln und ihn in selbigem dann vorführen möchte. Hach ja, wäre Schach doch nur so einfach! Bei Karsten Müller scheint es so einfach zu sein, so logisch und strukturiert, und so lehrt er nicht nur 12 Stunden Endspiel, er weckt in einem die Lust, wieder mehr zu trainieren.
Neben dem hochwertigen Inhalt seines Seminars fiel bei Müller zudem positiv auf, dass er nicht an den Umgang mit einem eigentlichen Relikt des Schachtrainings gefesselt ist. Es wäre zwar ein Demonstrationsbrett mit den klassischen Magnetfiguren im Trainings Center bereit gestanden, aber auf Anhieb zeigte sich der erfahrene Trainer ebenso behände im Umgang mit moderner Technik und Software. Vorbei die Zeiten, in denen der Seminarleiter für einige Teilnehmer die Sicht auf das Brett verdeckte und wertvolle Zeit für das Aufbauen von Stellungen aufwenden musste. Vom PC aus steuerte Müller per Chessbase seine vorbereitete Datenbank und über den großen Bildschirm an der Wand konnten alle Teilnehmer bequem die Züge des Meisters - erklärende Pfeile inklusive - nachvollziehen. So geht Schachtraining im 21. Jahrhundert!
Nach ein paar einleitenden Worten...
... kam GM Karsten Müller sogleich zur Sache
So macht Schachtraining Spaß!
Das moderne Demobrett
Neben Schach gab es mit Gladiolen und Obst auch etwas fürs Auge und den Vitaminhaushalt