03.04.2022 - Hans-Walter Schmitt, das ist kein ungewöhnlicher Name - man könnte ihn schnell vergessen, bei den vielen Schmitts dieser Welt. Doch in der Schachwelt ist dieser Name bis heute ein Markenzeichen. Wo "Schmitt" und seit 1999 "Chess Tigers" drauf steht, weiß jeder, dass ihn Zuverlässigkeit, Kompetenz, Innovation, Fairness und die bedingungslose Liebe zum Schachsport erwartet. Sagt man ihm, dass er etwas nicht kann oder sollte, stampft er aus dem Nichts ein Weltklasseturnier aus dem Boden, macht Bobby Fischers Idee des Random Schachs mit der Bezeichnung "Chess960" weltweit salonfähig, fördert schon die Jüngsten mit seinem eigens gegründeten Chess Tigers Training Center, unterstützt Deutschlands WM-Hoffnung Vincent Keymer, begleitet Weltmeister Viswanathan Anand bei mehreren Weltmeisterschaften und ist nicht zuletzt auch dann ein Freund, wenn die Zeiten mal schwieriger sind. 70 Jahre wird Hans-Walter Schmitt heute, und wir haben ihn seit langer Zeit mal wieder interviewt. Dabei haben wir uns auf die vergangenen zehn Jahre konzentriert. Wer darüber hinaus mehr das Geburtstagskind erfahren will, kann sich ausführlich über den Chess Tigers-Artikel zum 60. Geburtstag informieren.
Lieber Hans-Walter, Deine Chess Tigers-Familie gratuliert Dir herzlichst zum 70.! Wir wünschen Dir und Deinen Lieben in diesen verrückten Zeit Gesundheit und Frieden. Danke für Alles!
Einfach besser trainieren!
Schach lernen und die Spielstärke stetig und bequem am heimischen PC steigern dies bietet Ihnen die Chess Tigers Universität und baut ihr Angebot beständig aus. Vom Grundschulkind bis zum ambitionierten Turnierspieler, wir decken mit unseren erfahrenen Lehrern GM Artur Jussupow, GM Dr. Karsten Müller, GM Klaus Bischoff, GM Michael Prusikin, IM Dr. Erik Zude, FM Christian Schramm, FM Uwe Kersten, Elmar Kaiser,Timo Schönhof und Mike Rosa kostengünstig die gesamte Breite des Schachtrainings ab. Mit über 56 Kursen und mehr als 2.300 Lektionen lehren wir alles, was das Schachspielerherz begehrt. Von den Regeln, über grundlegende Prinzipien, Strategie, Taktik, Eröffnungen, Endspiel, vollständig analysierte Partien und sogar Chess960 haben wir alles in unserem umfangreichen Portfolio. Und so geht's: Chess Tigers Universität - Überblick
Interview mit Hans-Walter Schmitt zum 70. Geburtstag
Chess Tigers: Sie feiern heute Ihren 70. Geburtstag, und wir würden gerne wissen, wie es Ihnen in den vergangenen 10 Jahren ergangen ist. 2010 schlossen sich die Pforten der legendären Chess Classic – dem einst größten Schnellschachevent der Welt, dessen Organisator Sie 17 Jahre waren. Doch für Sie bedeute das nicht der Rückzug vom Schach – ganz im Gegenteil. War es schwierig, sich danach weiterhin für das Spiel der Könige zu engagieren? Und was ist ein „CTTC“?
Hans-Walter Schmitt (HWS): Die Chess Tigers Training Center GmbH wurde am 16. Februar 2010 gegründet - in der bekannten „B9“, in der auch mein 60. Geburtstag mit einer Schachwoche über die Bühne ging. Im Chess Tigers Training Center wurden die monatelangen Vorbereitungen von Anands WM-Kämpfen in Sofia, Moskau, Chennai und Sotchi abgehalten. Verbunden mit Wochenend-Seminaren für fortgeschrittene Amateure und den alltäglichen Kursen für die besten Schüler von der 1. Klasse beginnend, die aus den vielen Schach AGs aus den umliegenden Schulen erfolgte, wurde eine Ausbildungsstätte für talentierte Schachschüler geschaffen.
"Dreigestirn - vom Besten das Beste" Der eine spielt Schach, der andere lehrt Schach und der dritte macht Schach. Weltmeister Viswanathan Anand, Welttrainer Artur Jussupow und Schachmacher Hans-Walter Schmitt im CTTC
Chess Tigers: „Lernen & Spielen“ wurde das Motto der Chess Tigers Universität, doch Sie stellten fest, dass es für die Jüngsten kaum Angebote gibt, sich in langen Partien zu messen und eine DWZ zu erspielen. Ihre Lösung dafür war eine neue „Classic“…
HWS: Zuerst war es ein geschlossenes 8er-Gruppen Rundenturnier, wobei sich die besten 2 durchqualifizierten bis hin zum 8er-Finale. Der Modus war recht starr und stellte die mangelnde Flexibilität bei bis zu drei aufeinanderfolgenden Turnierserien als Nachteil heraus. Deshalb entstanden in späteren Jahren bis 2019 die Youth Classic Kids U10, Youth U14 und Juniors U18 Open Turniere, die sich zunehmend großer Beliebtheit erfreuten mit über 160 Teilnehmer.
160 Kinder & Jugendliche und keine Eltern im Turniersaal!
Chess Tigers: Bis zur Corona-Pandemie fand in Frankfurt am Main jährlich mit „Hibbdebach-Dribbdebach“ ein großes Schulschachturnier statt, und die Chess Tigers-Schüler landeten regelmäßig auf vorderen Plätzen. Was fühlt ein Trainer, wenn er seine Mannschaft mit Pokalen und Urkunden in den Händen um die Wette strahlen sieht?
HWS: Bevor es diese schönen Bilder geben kann, bei denen man auf einem der fünf Treppchen oder sogar dem obersten stehen darf, bedarf es eines qualifizierten und quantitativ regelmäßigen Trainings mit klaren aufeinander aufbauenden Theorielektionen und möglichst turnierähnlichem Bedingungen durch das permanente Spielen, welches das Umgehen mit den Figuren auf höchst regelgerechtem Turniergeschehen abbildet. Und dann kommt es darauf an, dass der gesamte Teamgeist so geschlossen ist, dass man in den entscheidenden Runden und deren wichtigsten Spielphasen die notwendige Spiel- und Nervenstärke an den Tag legt und super cool bleibt. Wichtig ist natürlich auch, dass der Trainer/Betreuer Ruhe und Gelassenheit überträgt auf das Team und das kann ich persönlich gut. Oft hatten wir das Gefühl, wie viele Schwächen unsere Schüler noch hatten vor dem Turnier, aber dann stellte sich heraus, dass die anderen Schulen auch damit zu kämpfen hatten. Unser Trainerteam mit FM Christian Schramm, Dr. Mario Paschke, Christian Schmitt, Mike Rosa, Manfred Berner u.v.a. waren sich sicher, dass wir vieles aus der Chess Tigers Universität als Grundlage sehr gut für den endgültigen Erfolg nutzen konnten.
"Hibbdebach-Dribbdebach" - Die Geschwister-Scholl-Grundschule aus Schwalbach am Taunus erreichte 2020 den obersten Platz auf dem Treppchen. Patrick Ninnemann, Lenny Brandt, Iker Herraiz, Yule Chen, Michael Bartl, Christian Ancarani, Noor Fatima Najam (5/5, 100%), Paul Christopher Siebel und der Erstklässler David Kim (3/3, 100%) als Ersatzmann spielten ein optimales Turnier mit sehr gutem Teamgeist und starkem Siegeswillen. Der Haupttrainer Manfred Berner (Vorsitzender der Schachfreunde Kelkheim) hatte die Auswahl glänzend vorbereitet und der routinierte Betreuer des Teams vor Ort war mit dem Vorsitzenden Roland Bettenbühl vom SC Bad Soden auch ein erfahrener Partner der Chess Tigers, neben den begleitenden Eltern Frau Ninnemann und Herr Brandt. Cornelia & Hans-Walter Schmitt sind ebenso seit 10 Jahren im Organisationsteam beim Schulschach in Schwalbach tätig.
Chess Tigers: Wir kommen nicht umhin, über Corona und seine Auswirkungen auf das Schach zu sprechen. Auch das CTTC hat es schwer getroffen. Wie sind Sie durch die Krise gekommen?
HWS: Wenn alles rollt und es dauernd mit den Schülerzahlen (404) und Schulen (9) und Seminaren und Training aufwärts geht, das Jugendturnier Youth Classic sich wunderbar entwickelt und die Erfolge bei dem Frankfurter Schulschachturnier Hibbdebach-Dribbdebach immer größer werden, vor allem im Grundschulschach mit den Plätzen 1 und 2, dann sucht man weiter nach Verbesserungen und Ergänzungen. So hatten wir gemeinsam vor, das Jugendschach weiter in der Turnierwelt auszubreiten und ähnlich wie die große Chess Classic von 1994 – 2010 auch etwas für die Jugendlichen jährlich zu gestalten. Mit den drei Open Turnieren und einem Jugend-Spitzen-Turnier mit deutschen Jugendspielern wie GM Vincent Keymer und GM Luis Engel gegen die Besten der internationalen Schachwelt – praktisch wie die Chess Classic Frankfurt und Mainz mit dem Führungsspieler Viswanathan Anand für die Erwachsenen. Aber dann zog irgendjemand im Zeitgeschehen unverhofft und unerwartet den Stecker des täglichen Miteinanders und dies hat auch beim Schachsport richtig reingehauen und traf die Schulen und Schach AGs in der Nachmittagsbetreuung besonders empfindlich im Präsenzteil. Die Chess Tigers Aktivitäten halbierten sich und natürlich auch die Umsätze … aber wir werden es schaffen, am Leben zu bleiben ohne staatliche Hilfe!
Chess Tigers: Von 2014 bis 2019 waren Sie nicht nur im Einsatz für die (kleinen) jüngeren Kinder, Sie nahmen sich auch der aktuell größten, deutschen Schachhoffnung Vincent Keymer an. Wie muss man sich das vorstellen? Was braucht ein Ausnahmetalent?
HWS: Ja, nachdem wir den 15. Geburtstag des CTTCs gefeiert hatten und der Weltmeister Viswanathan Anand die Jugendlichen auf das Gebiet der „Alten Meister“ entführt hatte, zeigte er mit hervorragenden technischen Finessen und übrigens in deutscher Sprache, wie GM Akiba Rubinstein mit Schwarz spielend seinen Gegner GM Rotlewi, Georg A. (in Lodz 1907) mit geradlinigen und taktischen Mitteln vom Brett zauberte. In der Fortsetzung zeigte er dann, wie er GM Levon Aronian 2013 in Wijk aan Zee mit ähnlichen Manövern schlecht aussehen ließ. Ganz deutlich ließ er auch alle jungen Schachspieler wissen, wie wichtig es ist die Partien der alten Meister zu studieren. Andächtig hingen sie an seinen Lippen und das Größte war dann, als einer der Jüngsten, Vincent Keymer, eine Blitzpartie mit dem Schachweltmeister von 2007 bis 2013 ganz ordentlich absolvierte. Vishys Urteil war: Vincent ist hochtalentiert, bitte besorge ihm mit der Unterstützung von der Grenke AG einen sehr guten Trainer! Gesagt, getan! Aus einem Knäul von vielen Trainern wurde dann so langsam nach GM Evgeny Romanov mit GM Arthur Jussupow ein Trainer der traditionellen Schule gefunden, bis dann später ein Mann der aktuellen hochklassigen Schule GM Peter Leko die weitere Fortführung des Ausbildungsweges übernahm.
Vincent Keymer in Wijk aan Zee 2020
Chess Tigers: Eine Frage stellt sich jeder Schachfan, und Sie dürfen diese beantworten: Hat Keymer das Zeug zum Weltmeister?
HWS: Auf jeden Fall! Er hat die Pandemiezeit genutzt, um das Abitur zu machen und hat mit seinem Trainer Leko sein Repertoire erweitert und die Varianten wesentlich vertieft. Er hat sicher auch im Hintergrund mit der Familie und seinem Sponsor eine sehr gute Voraussetzung, weiter nach vorne zu gehen. Das Niveau Elo 2700 ist ja nicht wirklich eine Hürde für Ihn, aber auch nicht die Elo 2750 und auch Elo 2800 traue ich ihm zu, allerdings nur mit einem erweiterten Trainer- oder Sekundanten-Team. Allerdings wird letztendlich nur sein eigener Wille zur Höchstleistung entscheiden – wie überall im Hochleistungssport kommt es dann irgendwann auf den „Moment“ an, um ein Mal durchzukommen und auf die Anzahl der Versuche, die er bekommt, um Durchzukommen zum Titel! Verdammt wenige Vorgänger gibt es seit dem Jahre 1886 mit Steinitz, Lasker, Capablanca, Aljechin, Euwe, Botwinnik, Smyslow, Tal, Petrosian, Spassky, Fischer, Karpov, Kasparov, Kramnik, Anand, Carlsen, … , Keymer!
Chess Tigers: Jemand, bei dem sich die vorherige Frage nicht mehr stellt, weil er sie schon mehrfach beantwortet hat, ist Viswanathan Anand. Nun ist es kein Geheimnis, dass sie dem indischen Weltmeister sehr freundschaftlich verbunden sind, was bei den Chess Tigers-Schülern übrigens immer wieder für ehrfürchtiges Staunen sorgt. Wenn man dann erklärt, dass Herr Schmitt das „A-Team“ begleitet hat, kommen stets einige wichtige Fragen auf, welche Sie nun beantworten dürfen: Was waren Ihre Aufgaben? Können Sie überhaupt Indisch? Haben Sie selbst mit Anand gespielt und ihn sogar mal besiegt?
HWS: (lacht) Ja, Indisch kenne ich nur im Umgang mit Schacheröffnungen. Tamil & Hindi sind neben den anderen 17 großen Dialekten die meist gesprochenen indischen Sprachen in der ca. 1,3 Milliarden großen Bevölkerung. Die internationale Hauptverständigung in Indien findet in Englisch statt, sodass es nicht wirklich wichtig ist, indische Sprachen zu beherrschen. Interessant war hin und wieder, wenn Vishy und seine Frau und Managerin Aruna sich in Tamil unterhielten, sodass es für andere unverständlich war – quasi ihre Geheimsprache. Das A-Team wurde immer von Vishy Anand fachlich allein und großzügig geleitet. Seine Frau unterstützte ihn in fast allen Dingen organisatorisch und beratend. Wenn allerdings nötig, unterstützte ich das Team als Delegationsleiter hauptsächlich in Bonn, Sofia und Moskau und kümmerte mich ums Hotel, Veranstaltungsbedingungen oder als Fahrer und war auch in Athen bei der FIDE als Berater bei Verträgen dabei, um mich nützlich zu machen. Besondere Aufgaben wurden von mir bei den vielen Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaften beim Training in Bad Soden erledigt. Ansonsten war ich immer ein geschätzter positiver Begleiter und Helfer bei jedweden Tätigkeiten vor Ort, oder wenn es einmal brannte! Ganz zu Anfang, meistens in Wijk aan Zee, Gran Canaria, Biel, Lausanne oder Linares gewann Vishy viele Partien, am Tage, wenn ich anreiste, so quasi als Glücksbringer, auch wenn er einmal nicht so gut stand.
Das legendäre A-Team von der WM 2010 v.r.n.l.: Christian Bossert, Peter Heine Nielsen, Mark Lefler, Eric van Reem, Rustam Kasimdzhanov, Hans-Walter Schmitt, Weltmeister Viswanathan Anand, Aruna Anand, Surya Shekhar Ganguly und Radoslaw Wojtaszek
Chess Tigers: Okay, die Antwort auf die Frage, ob Sie Vishy mal besiegen konnten, können wir uns denken. Seit 1994 hat Sie, wenn man das so sagen darf, das Anand-Fieber gepackt. Exakt 25 Jahre später organisierten Sie 2019 in Bad Soden am Taunus eine besondere Veranstaltung um und mit Viswanathan Anand. Erzählen Sie uns davon und was hat Sie so fasziniert am Menschen Anand?
HWS: Es war schon ein besonderer Abschluss unserer oft sehr erfolgreichen Zusammenarbeit bei den Chess Classic Veranstaltungen, die er ja 11 mal gewann, sowohl in Frankfurt von 1994 bis 1999, dann 2000 in Bad Soden am Taunus bei der Top Ten Premiere und von 2001 – 2010 in der Mainzer Rheingoldhalle, bei der er als amtierender FIDE-Weltmeister 2001 auf den Braingames Weltmeister Vladimir Kramnik traf und im Tiebreak 6,5:5,5 hauchdünn gewann. 2008 schlug er dann im klassischen Schach in der Bonner Kunsthalle Vladimir klar mit 6,5:4,5. Der Abschluss 2019 mit den traditionellen 40er-Simultans von Weltmeister Viswanathan Anand und Großmeister Vincent Keymer aus Saulheim bei Mainz beendete meine Turnierveranstalter-Laufbahn und war ein gelungener Abschluss einer 25-jährigen Zusammenarbeit und vielleicht die Staffelübergabe an eine junge deutsche Hoffnung, die bereits das stärkste Open Turnier in der Karlsruher Schwarzwaldhalle beim Grenke Chess Classic gewonnen hatte, welche mittlerweile von unseren Freunden aus Baden-Baden Christian Bossert und Sven Noppes veranstaltet wurden. Seine Elo-Leistung betrug 2812! Im Jahre 2018 im August hatte ich bereits die lange geplanten Übergabe des Vorsitz des Chess Tigers Schach-Förderverein 1999 e.V. an Hans-Dieter Post übergeben, der dann ein Jahr später von Prof. Dr. Ralph Neininger übernommen wurde. Allerdings war die Tandem-Begegnung Anand/Schmitt gegen Keymer/Neininger in der Geschäftsstelle des Hauptsponsor Taunus Sparkasse keine Ruhmestat für Anand/Schmitt. Die Partie ging an die „Jungen“ nach Zeit bei fast ausgeglichener Schlussstellung – die Fehler wurden von mir gemacht und Vishy ließ das Blättchen fallen.
Chess Tigers: In den zurückliegenden Jahren gab es leider nicht nur gute Nachrichten. Am 22.07.2017 starb Ihr langjähriger Weggefährte und Freund Jürgen Wienecke und am 08.05.2019 der einstige Oberbürgermeister der Stadt Mainz und Förderer der Chess Classic Mainz Jens Beutel …
HWS: Zwei großartige unterschiedliche Persönlichkeiten denen großer Dank und Anerkennung des Chess Tigers Schach-Fördervereins 1999 e.V. gebührt. Mindestens ein Mal im Jahr besuche ich ihre Grabstätten und denke mit großer Wertschätzung an ihre Leistungen und Treue dankend zurück. Zwei Bilder haben wir im Training Center aufgehängt zur allzeitigen Erinnerung: „Schatzmeister aus Leidenschaft“ Jürgen Wienecke und „Schach-Förderer aus Leidenschaft“ Jens Beutel. Beide sind Ehrenmitglieder für die Ewigkeit!
2012 wurde Jürgen Wienecke die Ehrenmitgliedschaft bei den Chess Tigers verliehen
Zum 60. Geburtstag von Hans-Walter Schmitt kam der OB und spielte mit Freunden ein zweitägiges Chess960-Turnier
Chess Tigers: Ein Herr, der in diesem Jahr wie Sie 70 wird ist Vladimir Putin. Dass Sie und die Chess Tigers den Krieg gegen die Ukraine verurteilen, steht außer Frage. Darum eher die Frage, wie man Ihrer Meinung nach mit russischen Schachprofis umgehen muss/darf/sollte? Der gebürtige Ukrainer Sergey Karjakin hat sogar per Brief seinem russischen Präsidenten die Treue geschworen und wurde nun dafür von der FIDE für 6 Monate gesperrt, was ihn das nächste Kandidatenturnier zur WM verpassen lässt. Wie stehen Sie dazu? Er beklagt, Sport und Politik sollte man nicht vermischen …
HWS: Das ist eine sehr unangenehme und schwierige Frage. 2012 konnte ich in Moskau beim WM-Kampf Anand – Gelfand Herrn Gorbatschow und im Jahre 2014 in Sotchi beim WM Kampf Carlsen – Anand auch Herrn Putin begegnen, die Hand reichen und ein paar Worte wechseln. Das globale Glück, welches Gorbatschow Deutschland beschert hat, wird momentan total gefährdet durch diese verlogene, kriegerische Tat des russischen Präsidenten. Bei Sergey Karjakin wäre es aus meiner Sicht besser gewesen, er hätte schlicht geschwiegen. Wem will er etwas beweisen oder bei wem will er sich bedanken? Nationaler Sport und die Politik dieser Nationen kann man nicht wirklich exakt voneinander trennen - zu viel gemeinsames Leid mit Tod und Verbrechen ist geschehen im Namen von national unterschiedlichem Verständnis und unterschiedlichen Zielen, sehr oft nicht im Namen des Volkes. Ich werde keinen Unterschied zwischen meinen russischen GM-Freunden und Schülern vor oder nach dem Ausbruch des Krieges machen. Allerdings, wer gutheißt das dieser Angriffskrieg von Putin initiiert, von seinem Militär ausgeführt und von seinen nutznießenden Oligarchen verherrlicht oder unterstützt wird, den werde ich nicht mehr nahe an mich heranlassen.
Chess Tigers: Zu Ihrem 60. Geburtstag gab es in Bad Soden ein rauschendes Fest mit viel Prominenz und Sterne-Koch. Was haben sie dieses Mal geplant?
HWS: Momentan ist mir nicht so richtig zum Feiern zumute – Coronapandemie & Ukrainekrieg. Meine Frau Cornelia und ich treffen uns dieses Mal nur mit meinen vier Geschwistern und deren Partnern auf ein gutes Abendessen in meiner Heimat zwischen Ayler Kupp und Ockfener Bockstein (Trier-Saarburg-Luxemburg) und freuen uns, dass wir alle einigermaßen über die Corona-Runden gekommen sind bisher. Den Rest machen wir dann bei meinem 75. Geburtstag, so Gott will. Zwischendurch reisen wir dann reihum zu unseren Großneffen und Großnichten. Zu meinem Geburtstag wünsche ich mir wie alle Jahre wieder einen Erdbeerkuchen für mich ganz alleine und einen Sieg meines Schachteams SC Bad Soden 3 am heutigen Sonntag im Chess Tigers Training Center in Bad Soden am Taunus.