25.06.2015 - Selbstverständlich hatten unzählige Schachfans zum Abschluss des Norway Chess 2015 auf einen packenden Showdown zwischen Veselin Topalov und Viswanathan Anand mit möglichst zweischneidiger Eröffnung, taktischen Scharmützeln und Opfern gehofft. Doch auf diesem Niveau der absoluten Weltklasse kann es leicht passieren, dass der Weißspieler eine Variante bringt, die zu einer toten Stellung führt. Topi brauchte nur ein Remis zum Turniersieg und gegen Vishys Ragosin-Verteidigung kannte er eben einen leichten Weg, seinen Eröffnungsvorteil in eine völlig ausgeglichene Stellung zu verwandeln. Und so war binnen kürzester Zeit und nur 18 Zügen das Remis beschlossene Sache und Topalov der alleinige Turniersieger. Der 2. Rang im Turnier und damit der Sprung auf den 2. Rang der Weltrangliste sorgen dafür, dass Anand Stavanger sehr zufrieden verlassen wird. Punktgleich mit dem Inder kam Hikaru Nakamura ins Ziel, indem er in der letzten Partie des gesamten Turniers gegen einen enttäuschenden Levon Aronian gewann. Letztlich muss der Amerikaner mit Rang 3 leben, da er knapp nach Sonneborn-Berger-Wertung hinter Anand liegt. Was passieren kann, wenn man auf Biegen und Brechen mit Schwarz von Anfang an auf Gewinn spielt, musste Magnus Carlsen erfahren. Der Weltmeister musste heute gegen Landsmann Jon Ludvig Hammer antreten und spielte eine unglaublich schlechte Eröffnung, hatte dann die Chance, sich zu retten, beging dann aber einen weiteren Fehler und wurde fachgerecht von seinem Freund und Sekundanten zerlegt. Für Carlsen bedeuten 3,5 aus 9 und 22,7 ELOs weniger das schlechteste Turnier seiner Karriere, aber schon im nächsten Turnier (der Sinquefield Cup im August) wird er garantiert wieder im vorderen Drittel der Tabelle zu finden sein, oder?
Allgemeine Informationen
Das Norway Chess 2015 fand vom 15. bis 26. Juni 2015 in Stavanger statt. Dabei hat man mehrmals innerhalb der mit rund 128.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Norwegens den Spielort gewechselt, um in der Region maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Gespielt wurde ein neunrundiges Rundenturnier mit zehn Spielern.
Mit einem ELO-Schnitt von 2781 wurde die Turnierkategorie 22 erreicht.
Der Modus lautete: 2 Stunden für 40 Züge plus 1 Stunde plus 30 Sekunden pro Zug für den Rest der Partie.
Laut Veranstalter wurde unter den "Sofia Regeln" gespielt.
Bei Punktgleichheit galten in der Reihenfolge die folgenden Kriterien:
1. Anzahl der Gewinnpartien
2. Direkter Vergleich
3. Sonneborn-Berger
4. Erweitertes Koya System
Letztmalig durften New in Chess-Herausgeber Dirk Jan ten Geuzendam und Großmeister Jan "Gusti" Gustafsson, der heute übrigens 36 Jährchen jung wird, die Live-Show moderieren. Happy Birthday!
Es lag nicht an der falschen Einstellung, dass Viswanathan Anand so früh den Kampf um den Turniersieg aufgeben musste
Natürlich sei er bereit für einen großen Kampf gewesen, aber nicht, um jeden Preis etwas Dummes zu tun
"HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM TURNIERSIEG!" - "DANKE!!!"
Vishys Reaktion auf Gustis Frage: "Wann wurdest Du zuletzt nach Deinem Rücktritt gefragt?"
Topalov nahm seinen großartigen Erfolg wohlwollend zur Kenntnis
Sein Manager seit 1992, Silvio Danailov, war da schon emotionaler...
"Ein Match gegen Carlsen, das wäre das Richtige für Veselins Karriereende..."
Weltmeister Magnus Carlsen brachte sich gegen Landsmann Jon Ludvig Hammer mit 4...f6? früh selbst in Bedrängnis
Alter Schwede...äh...Norweger!
Als Carlsen dann den gesamten Rückstand nach einem Fehler Hammers aufgeholt hatte, griff er erneut fehl und verlor
Er gab sich Mühe, nicht zu strahlen, aber man merkte Hammer an, wie glücklich er ist
Levon Aronian beendete ein weiteres schlechtes Turnier mit einer Niederlage gegen Hikaru Nakamura
Fabiano Caruana und Anish Giri spielten den nur noch selten zu sehenden "Offenen Spanier"
Aber mehr als die muntere Analyse einer Remispartie wurde es nicht
Maxime Vachier Lagrave und Alexander Grischuk taten sich nicht wirklich weh