Chess Classic Chess Classic Mainz – Ende einer Ära Kosten-/Nutzen-Relation erfordert für Mainz eine klare Entscheidung
15.02.2011 - Ein Jahrzehnt voller Engagement und Leidenschaft fürs internationale Schnellschach kann in Mainz nicht fortgesetzt werden. Eine glänzende Dekade von 2001 bis 2010 mit bahnbrechenden Innovationen in der Turnierorganisation für Welt- und Regionalklasse und das „Mainzer System“ Chess960, realisiert nach den Ideen des amerikanischen Weltmeister Robert James „Bobby“ Fischer, machten den Unterschied zu den üblichen klassischen Turnieren. Geschwindigkeit und Entertainment, Service und Komfort für Zuschauer und Teilnehmer ließen das über 2000 Jahre alte königliche Spiel mit der ebenso alten Stadt Mainz für eine Woche im Sommer verschmelzen. Angetrieben von der 1994 noch in Frankfurt geborenen Idee, die kleine Schachwelt mit der großen Gesellschaft zu verbinden, war „die“ Maxime der Gestalter. Das komplexe Spiel durch technische Ressourcen verständlicher, erlebbarer und genießbarer für Laien zu machen ohne die Experten und Traditionalisten zu brüskieren wurde konsequent umgesetzt. Von nationaler und internationaler Seite aus wurde diese jährliche Begegnungsstätte der Schachspieler als äußerst gelungen und anerkennend bewertet. Die Klarheit und Zuverlässigkeit der jährlich stattfindenden Weltmeisterschaftskämpfe im klassischen Schnellschach und des Chess960 inklusive der Open für die Qualifikation wurden zur liebgewonnenen und hochgeschätzten Kontinuität – die Organisatoren hatten in viel Groß- und Kleinarbeit eine „Marke“ geschaffen. Das Chess Classic Ambiente mit Rheingoldhalle, Congress Centrum und Hilton Mainz, direkt am Rhein gelegen und doch mitten in der Stadt, war ideal und einmalig für eine Spitzen- und Breitensport-Veranstaltung.
Das Autogrammposter von 2009 war der große "Renner".
Warum denn dann „in drei Teufels Namen“ keine Fortsetzung, werden sich die Freunde der Chess Classic Mainz fragen? Vielleicht trifft ja die Antwort des damaligen Weltmeisters Vladimir Kramnik im Jahre 2001 die Wahrheit am ehesten, nachdem er gerade den scheinbar unbesiegbaren Garry Kasparov in London entthront hatte. Auf die Frage des Hauptsponsors beim Championsdinner:„Wie wichtig ist Ihnen die erste und einzige Begegnung mit dem Fide-Weltmeister Viswanathan Anand aus Indien hier in Mainz: „Nicht so wichtig, es ist ja nur Schnellschach“.
Die Stadt Mainz mit ihrem Oberbürgermeister Jens Beutel und der Chess Tigers e.V. mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Hans-Walter Schmitt bedanken sich mit Respekt bei den langjährigen Sponsoren, den Spielern und Zuschauern, den internationalen Journalisten und den vielen ehrenamtlichen Helfern in den letzten siebzehn atemberaubend vorbeirauschenden Jahren. Sieben Jahre in Frankfurt, gefolgt von zehn Jahre in Mainz haben wir voller Inspiration, Kompetenz, Leidenschaft und Herzblut sehr gerne gestaltet und realisiert. Arthur Schnitzlers Zitat trifft es am Besten: „Am Ende gilt doch nur, was wir getan und gelebt – und nicht, was wir ersehnt haben“.
Wir entschuldigen uns bei der amtierenden Chess960-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk, dem Chess960-Weltmeister Hikaru Nakamura und seinem Herausforderer Alexander Grischuk, beim aktuellen GrenkeLeasing-Weltmeister Gata Kamsky, dem 11-maligem Rekord-gewinner Viswanathan Anand und den vielen Freunden der Chess Classic, weil es im Jahre 2011 keine Titelkämpfe mehr geben wird. Sollte ein „Weißer Ritter“ auftauchen, der der Chess Classic finanziell eine Zukunft geben möchte, weil er den Gegenwert höher oder wenigstens genauso hoch wie die bisherigen Sponsoren einschätzt, werden wir, die Chess Tigers, bereit sein!
Statistiken aller Chess Classic Hauptveranstaltungen 1994 - 2010
Chess Classic Sieger im traditionellen Schnellschach 1996 - 2010
Jahr
Name, Vorname
Teilnehmer / Modus
Punkte
Kategorie / Elo-Schnitt
1996
Shirov, Alexei
4 doppelrundig / Finale
6½ / 8
18 / 2681
1997
Anand, Viswanathan
4 doppelrundig / Finale
7½ / 10
19 / 2705
1998
Anand, Viswanathan
4 doppelrundig / Finale
5½ / 10 s
22 / 2781
1999
Kasparov, Garry
4 vierrundig
7½ / 12
21 / 2764
2000
Anand, Viswanathan
6 doppelrundig
7½ / 10 s
21 / 2767
2001
Anand, Viswanathan
2 zehnrundig / Duell
5 / 10 s
22 / 2796
2002
Anand, Viswanathan
2 achtrundig / Duell
4½ / 8
20 / 2748
2003
Anand, Viswanathan
2 achtrundig / Duell
5 / 8
20 / 2746
2004
Anand, Viswanathan
2 achtrundig / Duell
5 / 8
20 / 2750
2005
Anand, Viswanathan
2 achtrundig / Duell
5 / 8
21 / 2754
2006
Anand, Viswanathan
2 achtrundig / Duell
5 / 8
21 / 2751
2007
Anand, Viswanathan
4 doppelrundig / Finale
6½ / 10
20 / 2730
2008
Anand, Viswanathan
4 doppelrundig / Finale
7 / 10
21 / 2768
2009
Aronian, Levon
4 doppelrundig / Finale
7½ / 10
19 / 2721
2010
Kamsky, Gata
701 11 Runden Swiss
10 / 11
20 / 2727
Die erste Siegerehrung 2001 mit (v.l.n.r.) Mainzer OB Jens Beutel. Vladimir Kramnik, Viswanathan Anand, Hans-Walter Schmitt und Schatzmeister Jürgen Wienecke
Viswanathan Anand und seine persönliche Chess Classic Bilanz: 11 Mal Schnellschach-Weltmeister, 1x Chess960 Vize-Weltmeister, 280 Partien in 7 Simultans (+242 / =32 / -6) und 3 Matches gegen Fritz on Primergy (+2 / -1)
Der alte neue Schnellschachweltmeister - Levon Aronian
Der neue Schnellschachweltmeister - Gata Kamsky
Mit einer Chess Classic Rating von 2788 die Mainzer Nr. 2 - Vugar Gashimov