29.07.2009 - Der dritte Tag der Chess Classic Mainz 2009 war ein Tag für Chess960-Fans. Die 5. Livingston Chess960 Computerschachweltmeisterschaft begann heute mit Rybka, Shredder, DeepSjeng und Ikarus als teilnehmenden Programmen. Rybka dominierte am ersten Tag und gewann nicht weniger als sieben Partien in Folge! Am Donnerstag werden fünf weitere Vorrundenpartien gespielt.
Rybka dominiert Vorrunde der
Livingston Chess960 Computerweltmeisterschaft
Für Vasik Rajlich und sein Schachprogramm Rybka lief der Tag
perfekt. Rybka, Nummer 1 der Computerweltrangliste, amtierender ICGA
Weltmeister sowie Chess960 Weltmeister zeigte in den Vorrunden
beeindruckendes Schach. Mit einem unglaublichen 100%-Score (7/7) hat
sich Rybka als erstes Programm bereits für das Finale am
Freitag qualifiziert. Shredder und DeepSjeng haben weiter Chancen auf
einen Platz im Finale. Stefan Meyer-Kahlen, der Shredder 12, die
neueste Shredder-Version, nach dem Turnier veröffentlichen
wird, muss sich mit 3,5 Punkten und 50% begnügen. Dicht
dahinter folgt DeepSjeng mit drei Punkten. Allerdings geht der
belgische Entwickler mit einem psychologischen Vorteil in die noch
verbleibenden Partien gegen Shredder, denn er gewann das erste
Mini-Match gegen Shredder mit 1,5-0,5. Aber wie erklärt man
Schachprogrammen, was ein psychologischer Vorteil ist? Das werden wir
am Donnerstag erfahren! Internet-Qualifikant Ikarus hat offensichtlich
Probleme mit den großen Jungs mitzuhalten und konnte am
Mittwoch lediglich ein Remis erzielen.
Stand
nach 7 Runden
Programm
Punkte
1. Rybka
7,0
Punkte
2. Shredder
3,5
Punkte
3. Deep Sjeng
3,0
Punkte
4. Ikarus
0,5
Punkte
Kommentare zu Chess960
Ich habe im Internet im Daily Dirt Chess Blog,
www.chessninja.com/dailydirt ein paar hübsche Anmerkungen zu
Chess960 gefunden, die wir Ihnen hier in deutscher Übersetzung
gerne präsentieren möchten:
“theorist” hat eine sehr interessante Auffassung:
“Ich glaube, eins der Dinge, die Chess960 bewirkt, ist die
Zerstörung der klassischen "Erzählung" einer
Schachpartie: Das Eröffnung-Mittelspiel-Endspiel-Paradigma,
eine unserer grundlegenden Metaphern und Ordnungsprinzipien ("unserer"
als menschlich gedacht). Stattdessen scheint Chess960 zu einer
Entwicklung vom Chaos zur Klarheit zu führen
(Dunkelheit-Licht, Unordnung-Ordnung) – ein nicht weniger
kraftvolles Paradigma, das jedoch diejenigen zutiefst durcheinander
bringt, die noch die Folge von Eröffnung-Mittelspiel-Endspiel
"durchlebt" haben.”
Daaim Shabazz: “Es macht so viel Spaß, diese
Schachvariante zu spielen und man muss so viel besser aufpassen, weil
die üblichen Muster in der Eröffnung so ganz anders
sind. Bauern, die normalerweise nicht hängen, können
dem Gegner zum Opfer fallen und Türme und Läufer
erwachen in manchen Stellungen schneller zum Leben. Zugleich ist
Chess960 gutes Mittelspieltraining. Chess960 vor!“
Die Auslosung (von links nach rechts): Ikarus, Deep Sjeng, Deep
Shredder, Rybka
OB Jens Beutel erwürfelt eine Chess960
Startaufstellung Hans Walter Schmitt macht den ersten Zug für Ikarus
Mensch und Maschine Stefan Meyer-Kahlen (links), Vlastimil Hort und
Schiedsrichter Hans
Secelle