Chess Classic Mamedyarov brilliert mit Rekordresultat
03.08.2009 - Das 16. ORDIX Open hat einen alleinigen Sieger. Reichten in Mainz bislang immer 9,5 Punkte zum Gesamtsieg, hob der ehemalige Juniorenweltmeister Shakhriyar Mamedyarov die Messlatte auf 10 Punkte an - ein grandioses Ergebnis in diesem mit Weltklassespielern gespickten Superturnier. 9,5 Punkte reichten diesmal für Arkadi Naiditsch, Vladimir Akopian und Vugar Gashimov nur zum geteilten 2. Platz. In dem 694 Teilnehmer-Feld spielten nicht weniger als 172 Titelträger, darunter 67 Großmeister, wobei die Top Ten einen fabelhaften Elo-Rekord-Schnitt von 2718 auf die Waage brachte.
Wie bei einem solch hochklassigen Feld nicht anders zu erwarten, nahm
die Dramatik am zweiten Tag des ORDIX Opens gehörig zu. Um
sich gegen solche Konkurrenz behaupten zu können, bedarf es
enormer mentaler Qualitäten. Gute Nerven sind eigentlich nicht
die Stärke des Siegers Shakhriyar Mamedyarov, der
überglücklich war, endlich einmal gewonnen zu haben.
Sechsmal spielte er bei den Chess Classic im FiNet und ORDIX, oft lag
er in Führung, doch am Ende musste er stets anderen den
Vortritt lassen. Sein Problem, so der ehemalige
U20-Juniorenweltmeister, sei der Kopf. Wenn er eine Partie verliert,
folgen nicht selten weitere Niederlagen. Ein psychologisches Hemmnis,
dass der Aserbaidschaner nicht in den Griff bekommt. Vielleicht hilft
ihm der Triumph in Mainz, seine größte
Schwäche auszumerzen. Der Gewinner bekannte jedenfalls:
„Dieser Sieg ist sehr wichtig für mich.“
Unmittelbar nach dem Gewinn des ORDIX Opens gab der Gewinner Shakhriyar Mamedyarov (Mitte)
den Pressevertretern Harry
Schaack und Eric van Reem ein Interview
Die Basis seines Erfolges war, dass er bis zum Ende ohne Niederlage
blieb. Mit dem sensationellen Resultat von 10/11 siegte er mit einem
Fabel-Ergebnis. In der Geschichte der Chess Classic kam das erst einmal
vor, damals aber war das Feld deutlich schwächer besetzt.
Mit dem Verlauf des Turniers und der Qualität seines Spiels
war der Aserbaidschaner zufrieden. Er räumte ein, dass er viel
Glück gegen Sargissian hatte. „Ich spielte zu
aggressiv auf Angriff und stand danach glatt auf Verlust.“
Auch in der Begegnung mit Nakamura landete er zunächst in
einer deutlich schlechteren Stellung, konterte den Amerikaner dann aber
sehenswert aus. Doch das war „eine normale Partie“,
wie er sagte. Die zweifellos beste Leistung gelang Mamedyarov gegen
Najer, wie er selbst betonte. Die Schönheit dieser Partie
endet nicht bei dem taktischen Schlag 20.Sxf7. Die routinierte Technik
verbunden mit kombinatorischen Drohungen bis ins Endspiel hinein, macht
diese Partie reizvoll.
Im Laufe des Nachmittags blieb ein Favorit nach dem anderen auf der
Strecke. Zunächst setzte sich Arkadi Naiditsch an die Spitze.
Vor einer Woche hatte er das starke Schnellschach-Turnier von
Villarobledo gewinnen können. Er präsentierte sich in
guter Form, doch Fortuna war ihm nicht hold. Gegen Chess960-Sieger
Nakamura verdarb er eine klare Gewinnstellung. Schließlich
reichte es noch zum zweiten Platz. „Ich habe einfach kein
Glück in Mainz“, sagte der Dortmunder, der zum
zweiten Mal knapp vorm Sieg scheiterte.
Unzufrieden nach dem tragischen Ende seiner
Partie gegen Nakamura: Krishnan Sasikirian verlor auf Zeit
Und es war an diesem Tag auch das zweite Mal, dass der Amerikaner jenes
Glück auf seiner Seite hatte. Gegen Sasikiran stand er schon
auf verlorenem Posten, bis dieser die Zeit überschritt. Dann
erwischte es aber auch den Mann aus den USA, als er gegen den
späteren Turniersieger strauchelte. In der Schlussrunde
katapultierten sich Akopian und der früh
zurückgefallene Gashimov sowie Naiditsch noch auf den
geteilten zweiten Platz.
Das 16. ORDIX Open endete mit der großen Preisverleihung.
Neben den zahlreichen Ratingpreisen sowie der Senioren-, Jugend-,
Frauen- und Team-Wertung, kamen noch die Kombinationspreise aus FiNet
und ORDIX dazu, die ebenfalls Mamedyarov vor Naiditsch und Grischuk
gewann. Kateryna Lahno war mit 8 Punkten die beste Frau, vor Marie
Sebag und Victorija Cmilyte. Bei den Senioren siegte Rigo mit 7,5
Punkten, knapp vor Vlastimil Hort und Donchenko.
Der Damenpreis ging an Kateryna Lahno
Der beste Senior wurde IM Janos Rigo
Spektakulärste
Partie der Woche
Bei so viel Klasse werden viele sehenswerte Partien produziert. Wer sie
nachspielt, sollte ein besonderes Augenmerk auf Nakamura –
Sasikiran, Guliyev – Moiseenko, Sargissian –
Mamedyarov und Stevic – Navara werfen.
Beenden wollen wir unsere Berichterstattung mit einer der
spektakulärsten Partien des ORDIX Opens. Eine
Königsjagd, wie sie im Lehrbuch steht, die mit einem
unerwarteten Grundlinienmatt endet.
Spektakulärste Partie der Woche:
Gabriel Sargissian