Chess Classic Anand und Carlsen im Finale der 13. GRENKELEASING Rapid World Championship
03.08.2008 - Der zehnmalige Sieger der Chess Classic, Weltmeister Vishy Anand, erreichte auch 2008 das Finale der 13. GRENKELEASING Rapid World Championship. Am Sonntag trifft er im Match über vier Partien auf Magnus Carlsen. Während sich das norwegische Wunderkind mit drei Remisen begnügte, musste Vishy in der dritten Runde des Tages in einem ersten „Endspiel“ gegen Alexander Morozevich zeigen, wie gut seine Nerven sind. Vor der letzten Runde führten Anand, Carlsen und Morozevich mit je drei Punkte. In einer zweischneidigen Stellung setzte der Weltmeister zu einem taktischen Schlag an, der ihm entscheidenden Vorteil brachte. Der Russe dürfte über den unglücklichen Ausgang sehr enttäuscht sein, da er sich zuvor mit einem Sieg gegen Judit Polgar und mit einer besseren Stellung gegen Carlsen empfohlen hatte. Er spielte exakt das Ergebnis des Vortages, aber drei Punkte reichten schließlich nur für das Match um den dritten Platz.
In der ersten Begegnung des Abends lieferten sich Anand und Carlsen eine packende Partie. In einer Damenindischen Partie führte der Norweger unübersichtliche Komplikationen herbei, nachdem er vorübergehend einen Turm geopfert hatte. Am Ende der Verwicklungen behauptete der 17-Jährige die Initiative, weshalb sich Anand zu einer Zugwiederholung entschloss.
Auch im Rückspiel konnte Polgar gegen Morozevich nicht standhalten. Die Ungarin opferte einen Bauern, wies aber in der Folge keine ausreichende Kompensation nach.
Vishy Anand
In Runde 2 lieferte sich Polgar mit Anand wieder eine spannende Partie. Die beste Frau der Welt attackierte in einem Sizilianer mit entgegengesetzen Rochaden rasch die schwarze Königsstellung, indem sie nach einem Bauernopfer den Turm über die dritte Reihe auf die h-Linie brachte. Doch Anand konterte am Damenflügel und baute genug Gegendrohungen auf, sodass auch diese Partie Remis endete.
Magnus Carlsen
Wie schon im ersten Aufeinandertreffen konnte Morozevich auch diesmal gegen Carlsen eine leichte Initiative behaupten. Aber er verpasste einen guten Moment, seinen Vorteil auszubauen. Danach verflachte die Partie rasch und beide einigten sich auf eine Punkteteilung.
Alexander Morozevich
Es war eine Duplizität der Ereignisse, denn bis zur zweiten Runde spielten die Akteure dieselben Ergebnisse wie am Vortag. Vor der Schlussrunde führten nun Anand, Carlsen und Morozevich punktgleich mit drei Zählern die Tabelle an. Nur Polgar war mit 1,5 Punkten zurückgefallen. Daher hatte die Paarung des Weltranglistenersten Anand und des Weltranglistenzweiten Morozevich einen Endspielcharakter. In einem Spanier ging es schnell zur Sache. Und wie am Vortag hatte auch diesmal Anand den Vorteil auf seiner Seite.
Anand - Morozevich nach 22...exf4
Mit 23.Sh6+ leitete er in obiger Stellung eine siegreiche Kombination ein. Allerdings verpasste er es im Anschluss, die Partie schneller zu entscheiden. Anand meinte in der Pressekonferenz, er habe den sichersten Weg gewählt, der ihm zwei Mehrbauern in einem klar gewonnen Endspiel bescherte.
Carlsen begnügte sich am Nebenbrett mit einem Unentschieden, nachdem Polgar recht früh durch eine taktische Abwicklung ein ausgeglichenes Endspiel erreichte. Da Anand auf Gewinn stand, reichte Carlsen die Punkteteilung zur Qualifikation für das Finale. Nach der Partie sagte Judit, sie sei gespannt gewesen, ob Magnus die ausgeglichene Schlussstellung noch weiter spielen würde, wie er es in jüngster Zeit so oft erfolgreich getan hatte.
Judit Polgar
Nun gibt es das von vielen erhoffte Traumfinale zwischen dem Weltmeister Vishy Anand und dem Kronprinzen Magnus Carlsen. In einem Match über vier Partien wird am Sonntagabend der Sieger der GRENKELEASING Rapid World Championship ermittelt. Mit Sicherheit wird die Rheingoldhalle wieder voll besetzt sein, wie das schon am Samstag der Fall war.