Chess Classic Anand und Carlsen übernehmen in der GrenkeLeasing Rapid World Championship die Führung
02.08.2008 - In der Mainzer Rheingoldhalle fieberten die vielen Zuschauer ungeduldig dem Highlight der diesjährigen Chess Classic entgegen. Bei der GrenkeLeasing Rapid World Championship kämpfen bis zum Sonntag Weltmeister Vishy Anand, Alexander Morozevich, Magnus Carlsen und Judit Polgar um das schwarze Jackett, das aus Tradition dem Sieger übergeben wird. Es ist schwer zu prognostizieren, wer sich in diesem hochkarätigen Feld letztlich durchsetzen wird. Einige Experten glauben, dass es Anand dieses Jahr schwerer denn je haben wird, seinen Titel zu verteidigen.
Der Auftakt war schon ein „Knaller“, denn die Auslosung brachte gleich in der ersten Runde Anand mit dem „Kronprinzen“, den 17-Jährigen Magnus Carlsen zusammen. Noch gestern spielte er in Biel und in Mainz kam er am Freitag erst eine dreiviertel Stunde vor Beginn an. Doch das norwegische Wunderkind scheint über eine unversiegbare Energie zu verfügen. In der Pressekonferenz wies er darauf hin, dass er bei all dem Reisestress gestern kaum schlafen konnte.
Die erste Partie hielt Carlsen jedenfalls mit Schwarz Remis. Er wiederholte die Drachenvariante, mit der er in Biel gegen Dominguez viele Probleme hatte. Doch die Partie war etwas enttäuschend. Anand spielte weniger aggressiv als der Kubaner, konnte allerdings keinen Vorteil nachweisen.
Weltmeister Vishy Anand und Magnus Carlsen
Am zweiten Brett spielte Judit Polgar den Spanier etwas zaghaft. Morozevich übernahm die Initiative und demonstrierte gute Technik in der Realisierung seines Vorteils.
In der zweiten Runde verlief die Partie von Judit Polgar gegen den Weltmeister spannend. In einem Sizilianer erhielt die Ungarin nach einem Bauernopfer große Initiative und der Weltmeister konnte die Stellung am Ende nur mit Mühe Remis halten. Eine Punkteteilung ist übrigens zwischen beiden das unwahrscheinlichste Resultat, fanden doch in ihrer persönlichen Bilanz 70% der Partien einen Sieger.
Morozevich, der in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Carlsen hatte, konnte mit seinem Sizilianer mit Schwarz etwas Druck ausüben. Doch die Stellung geriet wohl nie aus dem Gleichgewicht, was eine Punkteteilung zur Folge hatte.
Alexander Morozevich gegen Judit Polgar
In der letzten Runde des ersten Tages traf der Führende Morozevich auf Anand. Der Weltmeister, der es in den ersten beiden Runden mit den weißen Steinen etwas langsam angehen ließ, spielte mit Schwarz aggressiv. Er meinte später, er habe nicht viel in der Eröffnung gehabt, doch im Mittelspiel übernahm er die Oberhand, gewann einen Bauern und setzte das materielle Übergewicht mit originellen taktischen Abwicklungen schließlich zum Sieg um.
Judit Polgar gelang es erneut nicht, mit Weiß einen Vorteil herauszuspielen. In einer komplizierten Stellung im Drachen unterschätzte sie die Möglichkeiten Carlsen auf der c-Linie. Als der Norweger zwei Türme für die Dame geben konnte, war die Partie bereits entschieden. Polgar meinte in der Pressekonferenz, sie müsse sich noch etwas an den Zeitmodus gewöhnen.
Nach dem ersten Tag führen Anand und Carlsen mit 2/3, gefolgt von Morozevich 1,5 und Polgar mit einem 0,5 Punkten.