Chess Classic Chess960-Weltmeisterin Kosteniuk und Lahno im Finale
31.07.2008 - Am zweiten Tag der 2. FiNet Chess960 Female World Championship setzte sich der Trend des ersten Tages fort. Titelverteidigerin Alexandra Kosteniuk konnte die letzten drei Partien der Gruppenphase für sich entscheiden und sogar noch einen halben Punkt mehr holen als am Vortag. Im letzten Spiel des Tages traf Sie auf Kateryna Lahno, die ihrerseits an die Leistungen des ersten Tages anknüpfte und sich für das morgige Finale qualifizierte. Viktoria Cmilyte und Natalia Zhukova konnten dagegen noch nicht ihre Klasse zeigen und mussten sich je mit einem halben Punkt begnügen. Sie werden am Donnerstagabend um den 3. Platz spielen.
Nachdem Zhukova in den ersten drei Runden erhebliche Probleme mit ihrer Zeiteinteilung hatte und zwei Partien gar durch Zeitüberschreitung verlor, ging sie hoch motiviert in die erste Partie. Vielleicht sollte ihr rotes Kleid ein Signal für ihren Willen sein, die Dinge nach ihren drei unglücklichen Auftakt-Niederlagen zum Besseren zu wenden. Doch erneut erwischte sie einen schlechten Beginn und geriet mit den schwarzen Steinen schnell in eine aussichtslose Stellung. Lahno, die vor wenigen Monaten zum zweiten Mal Europameisterin wurde, konnte ihr taktisches Geschick mit einem gelungenen Schlussangriff demonstrieren.
Cmilyte geriet gegen Titelverteidigerin Kosteniuk schon in der frühen Eröffnungsphase unter Druck, als sie einen Bauern einstellte, für den sie nie ausreichende Kompensation erlangte.
Alexandra Kosteniuk
In der zweiten Runde konnte Zhukova mit Weiß aus einer leicht gedrückten Stellung heraus einen leichten Vorteil herausarbeiten. Doch nachdem sie versäumte, weiter am Damenflügel gegen den schwarzen König Druck zu machen, verschlechterte sich ihre Stellungen mehr und mehr. In der von hoher Zeitnot geprägten Schlussphase ließen beide einige gute Möglichkeiten aus. Schließlich blieb Zhukova aber erneut das Glück versagt und Kosteniuk sicherte sich schließlich den Sieg.
Auch in ihrer zweiten Partie konnte die junge Lahno ihre taktischen Fähigkeiten noch einmal demonstrieren. Zunächst opferte Cmilyte einen Bauern für Initiative. Doch Lahno führte Verwicklungen herbei, die schnell zu zwei Mehrbauern und einer hoffnungslosen Stellung führten.
In der dritten Runde kam es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden dominierenden Frauen. Doch Kosteniuk behielt wie am Vortag die Oberhand gegen Lahno. Im Turmendspiel realisierte sie letztlich sicher ihren Mehrbauern.
Kateryna Lahno
Die Pechsträhne von Natalia Zhukova nahm auch im letzten Spiel gegen Cmilyte ihre Fortsetzung. Nervlich sichtlich angeschlagen verdarb sie ein klar gewonnenes Turmendspiel noch zum Remis. „Es ist einfach nicht mein Turnier“, sagte sie in der anschließenden Pressekonferenz. Nun überlegt sie sich, ob sie das am Donnerstag beginnende FiNet Open mitspielt, um sich für die nächste Veranstaltung zu qualifizieren. Selbiges tat vor einigen Jahren auch ihr Mann, Alexander Grishuk, nachdem er schon nach dem ersten Tag im Match gegen Anand aussichtslos zurücklag.
Obwohl alle vier Frauen teils eng befreundet sind, kämpfen sie erbittert auf dem Brett. Das zeigen auch die wenig friedlichen Ergebnisse. Lediglich zwei Partien endeten bislang Remis. Am letzten Tag der 2. FiNet Chess960 Female World Championship wird sich zeigen, ob die Jüngste im Feld, die erst 19-jährige Kateryna Lahno, im Finale schon der Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk gewachsen ist.