Chess Classic Chess Classic mit der Pressekonferenz und Simultan gestartet Simultan des Weltmeisters Vishy Anand unterstützen die Stadtwerke Mainz AG
28.07.2008 - Heute hat mit der Pressekonferenz die Chess Classic 2008 begonnen. Eine Woche lang messen sich nun die besten Schnellschachspieler beim weltgrößten Schachfestival dieser Art.
Organisator Hans-Walter Schmitt führte noch einmal kurz durch die einzelnen Events. Morgen bildet das 2. Mini-Ordix Open den Auftakt, in dem sich die Jüngsten im Chess960 messen. Am Dienstagabend beginnt die 2. FiNet Chess960 Female World Championship. An den folgenden Tagen geht es dann Schlag auf Schlag mit dem 2. Mini-FiNet Open, der Livingston Chess960 Computer World Championship, dem großen Finet Open, und dem Ordix. Der Höhepunkt der diesjährigen Chess Classic ist die GRENKELEASING Rapid World Championship, in der Jungstar Magnus Carlsen, der Weltranglisten-Zweite Alexander Morozevich, sowie die beste Frau der Schachgeschichte dem amtierenden Weltmeister und 10-maligen Sieger der Veranstaltung den Titel entreißen wollen. Bei der Pressekonferenz sagte Anand, dass er die Besetzung in diesem Jahr als eine der stärksten in der Geschichte der Chess Classic empfindet. Insbesondere Magnus Carlsen schätzte der Weltmeister als ganz gefährlichen Gegner ein. Aber alle seine Kontrahenten sind im Moment in Topform. Insbesondere das aggressive Spiel und der unbedingte Siegeswille zeichnen alle Teilnehmer aus, sodass die Zuschauer ein Spitzenturnier erleben werden. Auf die Frage eines Journalisten, der die Anwesenden um einen Tipp bat, glaubte allerdings nur einer auf der Bühne der Pressekonferenz, dass Magnus Carlsen die Dominanz des Inders, der die letzten sieben Mal in Mainz erfolgreich war, brechen kann. Alle anderen waren einhellig der Meinung, Anand werde erneut siegreich sein.
Doch in Mainz werden sich zunächst die Frauen bei der 2. FiNet Chess960 Female World Championship messen. Von den vier Teilnehmerinnen fehlte nur Katherina Lahno, die erst am späten Nachmittag anreiste. Die anderen drei Frauen verbindet einiges. Chess960 Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk ist wie Natalia Zhukova Europameisterin gewesen. Viktorija Cmilyte gelang dieses Kunststück im letzten Jahr im Schnellschach. Auch sind alle drei mit Deutschland verbunden. Kosteniuk gewann ihren Chess960 WM-Titel in Mainz und den Europameister-Titel in Dresden. Natalia Zhukova ist im Elbflorenz geboren und Viktoria Cmilyte spielt seit Jahren in Baden-Baden. Auf die Frage, wie die Rivalität zwischen den Dreien sei, bekundeten alle, dass sie Freundinnen seien, am Brett gegeneinander aber bis zum letzten Bauern kämpfen. Alle freuten sich, Chess960 spielen zu können, denn es bedarf keiner großen Partievorbereitung und man kann ohne den Ballast der Eröffnungstheorie spielen, was auch die Remisquote senkt.
Der Mainzer Oberbürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung, der die Chess Classic einst durch sein Engagement nach Mainz brachte, äußerte sich positiv über die Entwicklung der Chess Classic. Mit einem Augenzwinkern wies er darauf hin, dass das Festival mittlerweile mit acht Jahren Frankfurt überholt hat, wo es nur siebenmal stattfand, und dass in Frankfurt nur "geübt" wurde. Er konnte außerdem verkünden, dass die Finanzierung der Chess Classic bis ins Jahr 2013 gesichert sei.
Auch der Vorstandvorsitzende des Sponsors GRENKELEASING AG, Wolfgang Grenke, äußerte sich lobend über das Turnier, wobei er besonders die professionelle Organisation um den Macher Hans-Walter Schmitt und die Chess Tigers lobte.
Im Anschluss an die Pressekonferenz fand die Auslosung statt. Sie ergab, dass am Dienstag in der ersten Runde der FiNet Chess960 World Championship Kostenjuk gegen Cmilyte und Zhukova gegen Lahno spielen. Die GRENKELEASING Rapid World Championship beginnt dagegen am Freitag gleich mit dem „Knaller“ Anand gegen Carlsen.
Weltmeister Anand und Chess960 Weltmeisterin Kostenjuk beim Spiel mit dem Rizzi-Schachbrett. In der Mitte Wolfgang Grenke, Hans-Walter Schmitt, Oberbürgermeister Jens Beutel (Bild: Christian Bossert)
Nach der Auslosung testeten die beiden Weltmeister Anand und Kostenjuk noch die Spielbarkeit eines von James Rizzi entworfenen künstlerischen Schachspiels, das freundlicherweise vom Congress Centrum Mainz zur Verfügung gestellt wurde. Zeitgleich mit den Chess Classic findet in der Rheingoldhalle eine Ausstellung des Künstlers statt.
Im Anschluss an die Pressekonferenz versuchte Anand im Simultan an 40 Brettern seinen eigenen Rekord zu verbessern. Beim ersten Mal 1994 konnte der Inder mit nur vier abgegebenen Remisen eine Marke aufstellen, die selbst Kasparov nicht knacken konnte. Um 20.43 Uhr, nach knapp fünf Stunden Spielzeit konnte sich der Weltmeister mit 39-1 eines neuen Rekords sicher sein, derer er in Mainz so viele hält. Nur Roland Dürmeier und Dimitri Bondarew hielten der indischen Koryphäe stand.
Weltmeister Anand beim Simultan (Bild: Eric van Reem)
Wer an dem großartigen Schachereignis noch teilnehmen möchte und sich im FiNet Chess960 Open oder im Ordix Open mit der Weltklasse in einem Turnier messen will, kann sich bis kurz vor Turnierbeginn noch anmelden. Wer lieber zuschauen will, der findet in der Rheingoldhalle eines der besten Schachpräsentationen der Welt vor. Sachkundige Erklärungen im Silent oder Public Viewing durch Großmeister und an großen Leinwänden machen die Chess Classic zu einem Erlebnis. Wer aber nicht die Zeit findet nach Mainz zu kommen, der kann das Turnier im Internet live verfolgen, wo im Laufe der Woche hunderte Partien übertragen werden.