Chess Classic Navara im Ordix nicht zu stoppen Tschechischer Großmeister gewinnt best besetztes Open der Welt
19.08.2007 - Der zweite Tag des Ordix Open zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass viele Favoriten strauchelten. Die Spieler aus der zweiten Reihe spielten sich in den Vordergrund. Stars wie Ivanchuk, Mamedyarov, Grischuk, Kamsky oder Shirov ließen im harten Feld zu viele Punkte liegen. Ab Runde 6 setzte sich der Tscheche David Navara an die Spitze des Turniers und vergrößerte seinen Vorsprung von Runde zu Runde. Einzig der Sieger des FiNet Opens Viktor Bologan konnte dem Tschechen ein Remis abknöpfen. Eine Runde vor Schluss stand der 22-Jährige bereits als Sieger fest.
Sieger des Ordix Open: David Navara
David Navara ist kein unbeschriebenes Blatt in der
Schachszene. Zu Beginn dieses Jahres debütierte er sogar in Wijk aan Zee bei
einem der besten Turniere der Welt. Anfang des Jahres war der zweimalige
tschechische Meister unter den Top 20 zu finden. In letzter Zeit konzentrierte
sich der sehr zurückhaltende Tscheche jedoch mehr auf sein Studium. Das mag der
Grund dafür gewesen sein, dass er in der letzten Auswertung in der
Weltrangliste weit zurückgefallen ist. Insbesondere sein schlechtes Abschneiden
in der deutschen Bundesliga, wo er für den Aktionär Bindlach spielt, hat dazu
beigetragen. Dass er das Schachspiel allerdings nicht verlernt hat, stellte er
nun bei den Mainzer Chess Classic eindrucksvoll unter Beweis.
Von Beginn an setzte Navara die Akzente in einem qualitativ
und quantitativ alle Rekorde schlagenden Ordix Open. Mit letztlich 762
Teilnehmern meldeten sich bei der vierzehnten Auflage des größten
Schnellschachturniers der Welt so viele Spieler wie nie an. Während all seine
Konkurrenten nach und nach Punkte verloren, hatte Navara nur gegen den Sieger
des diesjährigen FiNet Open Viktor Bologan ein Remis abgeben müssen. Einzig in Runde
9 hatte er Glück, als er zunächst seine aussichtsreiche Stellung gegen Harikrishna verdarb, dann aber der
Inder völlig überraschend die Zeit überschritt.
Navara ließ die meisten Köpfe rollen
Von diesem Ausrutscher abgesehen, befand sich Harikrishna in
guter Form. Noch in der letzten Woche konnte er das György Marx Memorial für
sich entscheiden. Die Chess Classic hat er in guter Erinnerung. Im letzten Jahr
spielte der ehemals jüngste indische Großmeister bei den Chess Classic ein
kurioses Match um die Chess960 Junioren-Weltmeisterschaft gegen Arkadi
Naiditsch. Nach dem er am ersten Tag bereits fast aussichtslos mit 0,5-3,5
zurücklag, bezwang er den Deutschen noch durch den Gewinn aller vier Partie am
darauf folgenden Tag. Beim Ordix belegte Harikrishna Platz 6.
In der letzten Runde konnte sein Landsmann Sasikiran gegen
den schon als Sieger feststehenden Navara einen relativ leichten Sieg einfahren
und punktemäßig zu ihm aufschließen. Der Tscheche konnte offenbar nicht mehr
die Spannung halten, nachdem er in den zurückliegenden Runden nur ein einziges
Remis abgegeben hatte. Außerdem – und das war wohl die größte Überraschung –
teilte der Georgier Mikhail
Mchedlishvili ohne eine Niederlage mit ebenfalls 9,5 Punkten als dritter
Spieler den ersten Platz.
Der Sieger des FiNet Open, Viktor Bologan demonstrierte
erneute seine Klasse in offenen Turnieren. Lange Zeit hatte er Kontakt zur
Spitze, blieb ebenfalls ohne Niederlage und landete nach nur vier Remisen auf
dem geteilten vierten Platz. In der Gesamtwertung brachte der Moldawier, der in
Katar lebt, zusammen mit Navara die beste Performance.
Letzte Partie: Sasikiran gegen Navara
Nach dem Turnier konnten Eric van Reem und Harry Schaack mit
dem Sieger des Ordix Open ein kurzes Interview führen:
Zunächst einmal
Gratulation zu Ihrem Erfolg. Was passierte in der Schlüsselpartie um den
Turniersieg gegen Harikrishna?
Es war ein schwieriges Turnier für mich und ich war sehr
glücklich über den Sieg gegen GM Pentala Harikrishna. Ich spielte sehr gut und
erhielt eine vielversprechende Stellung, doch dann unterlief mir ein grober
Fehler und ich stand auf Verlust. Ich wollte schon aufgeben, fand aber noch
einen Zug und mein Gegner überschritt plötzlich die Zeit.
Was war Ihre beste
Partie?
Das ist schwer zu sagen. Ich habe keine Partie, die ich
favorisiere. In den ersten Runden tat ich mich etwas schwer, weil ich gegen
Amateure in der Regel schlecht spiele. Gegen gute Spieler bin ich motivierter.
Meine Partie gegen Mamedyarov gefiel mir, aber er hätte an einer Stelle Remis
machen können. Aber auch ich spielte in keiner Partie fehlerfrei. Nach schlechtem
Spiel werde ich oft nervös und es fällt mir nicht leicht, mich zu
konzentrieren.
Bereiten Sie sich auf
solche großen Turniere vor?
Das ist unterscheidlich. Manchmal wenn ich gut vorbereitet
bin, spiele ich sehr schlecht und ein anderes Mal, wenn ich keine Vorbereitung
habe, spiele ich ganz gut. Aber natürlich bin ich sehr froh, dass ich dieses
Turnier gewonnen habe.
Heute machten Sie
Ihrem Spitznamen „Navara Express“ alle Ehre. Woher kommt er eigentlich?
Als ich im Januar in Wijk aan Zee ein gutes Turnier spielte,
titelte eine tschechische Zeitung damit. Ich verlor zwar ein paar Elo-Punkte,
habe aber gezeigt, dass ich mit den Besten mithalten konnte. Aber ich kümmere
mich nicht sonderlich um Spitznamen.
Was werden Sie in den
nächsten Wochen machen?
Ende des Monats werde ich mit Nigel Short ein Match über zehn
Partien in Prag spielen. Der Modus erinnert etwas an Mainz, denn wir spielen
vier Partien im Chess960 und sechs Partien im klassischen Schach. Danach spiele
ich ein starkes Einladungsturnier in Karlsbad, die dem unter anderem Shirov,
Kortschnoi und Timman mitspielen.