Chess Classic Radjabow beißt gegen den Tiger zurück Jungstar führt 1,5:0,5 gegen Anand / 2:0 für Aronjan bei Chess960-WM
18.08.2006 - Bei den Chess Classic Mainz liegt der achtfache Sieger Viswanathan Anand (Indien) in der GrenkeLeasing Schnellschach-WM mit 0,5:1,5 zurück. In der Rheingoldhalle gewann der 19-jährige Jungstar Teimour Radjabow (Aserbaidschan) nach einem Remis die zweite Begegnung in aufregendem Stil. Dies verspricht enorme Spannung für die Partien drei bis acht, die täglich um 18.30 und 20 Uhr beginnen. In der Weltmeisterschaft im Chess960 steht sogar 2:0 für den Herausforderer. Der armenische Weltranglistendritte Levon Aronjan unterstrich mit zwei etwas glücklichen, aber spektakulären Auftakterfolgen seine Favoritenstellung gegen Titelverteidiger Peter Swidler.
Noch sind sie friedlich: Radjabov und Anand bei
der Auslosung
In der ersten Partie
bestimmte Radjabow das Geschehen. Aus einer Sweschnikow-Eröffnung heraus
bekam der Weltranglistenelfte dank der Neuerung Sd7 etwas Druckspiel und
eroberte den weißen Bauern auf b3.
„Nach Abtausch der
Türme war es jedoch unmöglich, die Stellung zu gewinnen. Der Springer auf
d5 ist zu stark“, befand der Herausforderer, weshalb im 34. Zug die Hände
geschüttelt wurden.
Das folgende Slawisch-Duell
nahm einen verrückten Verlauf. Bei Weiß hingen gleich drei Bauern. „15.Lf3
war vermutlich schlecht. Danach musste ich schon zu Th5 greifen, um den
h-Bauern zu verteidigen“, analysierte Radjabow. Anand bediente sich im 20.
Zug auf f2, was noch richtig war. Nach dem Damentausch bekam das neue
„Ungeheuer aus Baku“ für die zwei Bauern „Kompensation. Nach 25…Sc4 war
Schwarz womöglich schon verloren“, meinte der 19-Jährige. „Ich habe
übersehen, dass der Turm nach d1 geht“, erklärte der „Tiger von Madras“
seinen Schnitzer. Im letztlich daraus resultierenden Endspiel mit je einem
Turm und ungleichfarbigen Läufern dominierte der Anziehende. Den
brandgefährlichen h-Bauern konnte Anand nur noch durch die Preisgabe
seines Läufers auf h7 stoppen. Vier Züge später gab der Inder im 46. Zug
mit Wenigerfigur auf.
Durchaus zufrieden zeigte
sich Swidler mit den „vielversprechenden Partien – nur das Ergebnis
stimmte nicht“. Aronjan bestätigte, dass er beide Vergleiche „mit einer
ordentlichen Portion Glück“ gewonnen hatte. Der Titelverteidiger aus St.
Petersburg zog dennoch ein positives Fazit nach dem ersten Tag der
Clerical Medical Chess960-WM: „Wenn alle Partien so verlaufen, liefern wir
uns einen tollen Kampf!“ Beim Auftakt „überschätzte“ Swidler sein Opfer.
Den Gewinnplan mit Sf4 verwarf der Titelverteidiger, weil plötzlich doch
Zweifel aufkeimten. „Anschließend wurde die Stellung immer trickreicher
und der Turm, den ich erobern wollte, entkam. Das lief für mich sehr
unglücklich“, erklärte Swidler. In der zweiten Chess960-Partie wollte er
wie bei einer „Bird-Eröffnung mit 1.f4 richtig loslegen, um die Scharte
auszuwetzen. Die Verwicklungen bewertete ich zunächst als gut für mich,
weil ich das erste Schach gebe“, führte der Weltranglistenfünfte aus. Der
Damenzug nach e8, der den Läufer auf e5 nach einem vorherigen
Qualitätsopfer attackierte und auch Damengewinn drohte, war Weiß
entgangen. „Es war dann sofort aus. Dennoch fand ich die Partie sehr
interessant“, schloss Swidler.