Chess Classic Vaile will finnische Rocker ausstechen „Marienhof“-Sängerin möchte im Schach-Simultan in Mainz länger als die Weltstars von HIM durchhalten
14.08.2006 - „Ich habe schon Schiss vor dem 16. August“, gesteht Musikerin Vaile. Trotzdem freut sich die Schauspielerin, die in der ARD-Serie „Marienhof“ seit Januar die Sängerin „Jessy Wieland“ darstellt, auf die Chess Classic Mainz. Der Mittwoch hält schließlich gleich zwei Höhepunkte für die 26-Jährige bereit: Zunächst nimmt die begeisterte Hobbyschachspielerin am Simultan von Lewon Aronjan teil. Der Weltranglistendritte aus Armenien misst sich ab 15.30 Uhr an 20 Brettern mit Amateuren. Im Chess960 wird die Stellung der Figuren auf der Grundreihe unter 960 Möglichkeiten ausgelost. Weil Vaile aber erst vor zwei Jahren das königliche Spiel erlernte, hilft Organisator Hans-Walter Schmitt gewohnt trickreich dem Ganzen etwas nach: Aronjan und die hübsche Sängerin mit bürgerlichem Namen Karoline Fuchs beginnen von Position 518 – diese entspricht der seit Jahrhunderten bekannten Startaufstellung.
Im Urlaub 2004 brachte ein Freund Vaile
Schach bei. „Nach drei, vier Spielen habe ich ihn dann schon in Grund
und Boden gespielt“, berichtet die „Marienhof“-Mimin, die in dem
Dauerbrenner (seit 1992 rund 3.000 Folgen) auch ein Stück ihres eigenen
Lebens als Sängerin einbringt.
Vaile
Die Schauspielerin wagte sich nach den
ersten Versuchen auch unter Könner. „Die haben sich köstlich amüsiert.
Der Vereinsmeister bot dann an, eine Partie Blindschach gegen mich zu
spielen. Davor habe ich enormen Respekt, ohne Ansicht des Brettes zu
spielen!“ Vaile nahm dann doch lieber Reißaus und freut sich nun immer,
„wenn ich in einem Café ein Schachspiel entdecke. Es ist im Übrigen das
einzige Brettspiel, das ich mag“. In der Mainzer Rheingoldhalle hofft
die Sängerin auf Unterstützung: „Mir dürfen gerne alle über die Schulter
schauen und Tipps geben, damit ich wenigstens ein paar Züge durchhalte!“
Nach dem Simultan zählt die 26-Jährige zu
den Höhepunkten des Champion-Dinners, das traditionell einen Tag vor den
Weltmeisterschaften im Schnellschach zwischen Titelverteidiger
Viswanathan Anand (Indien) und Teimour Radjabow (Aserbaidschan) sowie im
Chess960 zwischen Peter Swidler (Russland) und Aronjan stattfindet. Die
Gäste möchte Vaile mit einem „kleinen unplugged Gig“ unterhalten. Ob die
26-Jährige Stücke aus ihrem zweiten Album „Red Rain“ (Transmusic/Sony
BMG) oder den Song aus dem „Tatort“ am 15. Oktober, in dem sie auch
mitspielt, präsentiert, weiß die Sängerin noch nicht. „Das entscheide
ich spontan und hängt vom Publikum ab“, erklärt die gebürtige
Hamburgerin, „ ich setze mich einfach ans Klavier und spiele etwas
Passendes zur Stimmung.“
Danach hofft sie auf eine ganz besondere
Einlage: „Vielleicht ergibt sich eine Session mit den Jungs von HIM!“
Die Mitglieder der weltberühmten finnischen Rockformation sind
Schach-Fanatiker. Keyboarder Burton und Bassist Mige nehmen daher sowohl
am Simultan gegen den Weltranglistenzweiten Anand (Dienstag, 15.30 Uhr)
als auch gegen Aronjan teil. „Ich finde es lustig, dass so viele
Rock-Leute bei solch einem gediegenen Sport wie Schach dabei sind“, sagt
Vaile und kichert. „Die Chance, dass mich die beiden kennen, geht gegen
null – aber ich kenne viel von denen. Zwei Alben höre ich rauf und
runter“, führt die Rock-Lady aus und outet sich als HIM-Fan. Zumindest
in einem Punkt möchte Vaile aber ihre Idole ausstechen: „Hoffentlich
spielen die schlechter als ich!“, äußert sie und lacht vergnügt, um
danach eifrig zu ergänzen, „ich setze mich gleich ans Brett und übe.“