Chess Classic „Gegessen, geschlagen und gekillt“ Shredder nimmt erst Radjabow auseinander, beißt sich aber an Jonny die Zähne aus
17.08.2006 - Spike wird seinen Titel als Chess960-Weltmeister nicht verteidigen können. Das Programm der Hobby-Programmierer Volker Böhm und Ralf Schäfer liegt nach fünf der neun Runden bei der Livingston-WM abgeschlagen auf Platz elf. Die Lokalmatadoren weisen lediglich zwei Zähler auf. Zweieinhalb Punkte mehr auf dem Konto hat Jonny stehen. Das elektronische Kind von Johannes Zwanzger stoppte Rekordweltmeister Shredder in der letzten Partie des Tages.
Der Bayreuther Student führt dadurch
ungeschlagen mit 4,5 Punkten vor Stefan Meyer-Kahlens Topprogramm. Vier
Siege und eine Niederlage verbuchten ebenso Muntsin und Munjong Kolss mit
Ikarus. In Lauerstellung befinden sich Glaurung von Tord Romstad und Deep
Sjeng von Gian-Carlo Pascutto (beide 3,5:1,5). Am Ende der Tabelle findet
sich auf Platz 20 mit null Punkten Oliver Uwiras Produkt Kurt.
Vor dem Beginn der Livingston
Chess960-Computer-WM spielten Vorjahressieger Spike und der zehnfache
Weltmeister Shredder Schaukämpfe: Lokalmatador Spike bezwang Peter Swidler
mit 1,5:0,5. Gar eine 0:2-Schlappe musste Teimour Radjabow hinnehmen.
Im ersten Vergleich mit Shredder packte den
Großmeister aus Baku die „Neugier. Ich wollte sehen, was passiert, wenn
ich den Bauern fresse“, berichtete der 19-Jährige. Shredder zeigte es ihm
– drei Züge später war Radjabow im 16. Zug matt! Den Verlauf seiner ersten
ernsthaften Chess960-Partie – zuvor hatte der Aserbaidschaner im Internet
einige Erfahrungen gesammelt – kommentierte der Anand-Herausforderer aus
Sicht des Computers mit „eating, beating, killing“. Mit Schwarz kam es
nicht ganz so dick für Radjabow, der auch leichte Probleme mit der
Rochade-Regel hatte. „Ich war trotz der Schlappe nicht frustriert. Im
zweiten Duell stand ich besser, verpasste aber den rechten Moment, um
zuzuschlagen. Ich zögerte noch, später war es zu spät. Kb7 war wohl ein
Fehler. Ich übersah Sc5“, berichtete Radjabow.
Mehr Erfahrung mit Chess960 weist
Weltmeister Swidler auf. Der St. Petersburger musste jedoch auch die Segel
streichen. „Ich hoffte in der ersten Partie, dass die Maschine nicht
versteht, wie gut sie steht. Ich konnte auch tatsächlich ausgleichen und
hätte auf Remis spielen können. Ich öffnete anschließend aber zu früh die
Stellung. Der Ausgang enttäuschte mich“, führte der Weltranglistenfünfte
aus. Die zweite Chess960-Begegnung endete ohne größere Höhepunkte
friedlich.