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Chess Classic
Gleich zwei Träume an einem Tag erfüllt
Alexander Nolte spielt gegen Schach-Ass Anand und trifft seine Rock-Idole von HIM
16.08.2006 - „Ich fand’s richtig klasse!“ Alexander Nolte freute sich riesig, obwohl er gerade eine Schachpartie verloren hatte. Normalerweise deprimiert das die Denkstrategen. Doch der Gegner war in der Mainzer Rheingoldhalle kein Geringerer als Viswanathan Anand. Der mehrfache indische Sportler des Jahres und weltbeste Schnellschachspieler der Welt gab am Dienstagnachmittag bei den Chess Classic Mainz ein Simultan gegen 40 Gegner gleichzeitig – darunter auch Nolte, der bei Schaumburger Nachrichten diesen Freiplatz gewonnen hatte. Bei Ebay wurden dafür bis zu 250 Euro bezahlt, um gegen den „Tiger von Madras“ spielen zu dürfen.
Der 17-Jährige aus Niederwöhren schlug sich wacker. 34 Züge lang hielt er durch. Die zahlreichen Zuschauer trauten dem Schüler vom Wilhelm-Busch-Gymnasium sogar ein Remis gegen Anand zu. Doch der Weltranglistenzweite konnte dies mit einem brillanten Zug noch verhindern und bot die Dame zum Opfer an – danach war jedoch das Matt unvermeidlich. Nolte erkannte dies und gab nach drei Stunden und 40 Minuten auf. Sein Schicksal teilten 30 weitere Kontrahenten des Ex-Weltmeisters. Acht durften sich über ein Remis freuen, dem Osnabrücker Peter Backhaus gelang es sogar mit dem einzigen Erfolg über Anand, den Endstand auf 5:35 zu verkürzen.

Das Talent des SC Stadthagen hatte sich zu Hause auf die so genannte Paulsen-Variante in der Sizilianischen Verteidigung vorbereitet. Doch der 35 Jahre alte Anand zog nicht den weißen Königs-, sondern den Damenbauern zwei Felder nach vorne. In der daraus resultierenden ungewohnten Pirc-Verteidigung fand sich Nolte sehr gut zurecht und schien der Punktteilung nah. „Ich sah auch einige Züge von ihm heraus“, berichtete der erst seit zwei Jahren schachspielende Gymnasiast verblüfft, „ich hatte Spezielles erwartet, aber Anand machte dann zuweilen Züge, die ich vorhersah.“ Ein gutes Zeichen. Die „Lehre“ bei Opa Rudolf Volkmann und Trainer Wilfried Mensching, der auch Noltes achtjährige Schwester Anna-Lena einmal wöchentlich mehrere Stunden trainiert, trägt Früchte.

Noltes Fahrer und Begleiter Christian Hacker ließ sich von dem sympathischen und stets freundlichen Anand dessen Buch „Meine besten Schachpartien“ signieren. Alexander Nolte begehrte derweil noch weitere Autogramme: Mit Jacke und Schuhen, die die Schriftzüge und Symbole der finnischen Rockgruppe HIM trugen, saß der Niederwöhrener am Brett. Und nur einige Meter weiter spielten auch Keyboarder Burton und Bassist Mige ebenfalls gegen Anand! Die Rock-Weltstars sind fanatische Schachliebhaber, die auf ihren Tourneen jede Pause zu einem Partiechen nutzen. Burton, der im bürgerlichen Leben Janne Puurtinen heißt, zog sogar dem „Tiger von Madras“ die Krallen und holte zu seiner eigenen Überraschung ein Remis. Entsprechend prächtig gelaunt gaben die HIM-Rocker ihrem Mitstreiter vom SC Stadthagen gerne die ersehnten Autogramme. Den Tag in Mainz, an dem sich gleich zwei Träume erfüllten, wird Alexander Nolte nie mehr vergessen.

Hartmut Metz

Published by Börries Wendling

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