Chess Classic Anand zieht mit 2:0 in Front Grischuk unterliegt in spannenden Duellen / Swidler bei Chess960-WM vorne
12.08.2005 - Bei den Chess Classic Mainz haben die Titelverteidiger gestern gleich zum Auftakt für klare Verhältnisse gesorgt: Viswanathan Anand führte zwar in der ersten Partie der Schnellschach-Weltmeisterschaft die schwarzen Steine – dieser kleine Nachteil hinderte den Inder aber nicht daran, seinen Herausforderer Alexander Grischuk zu überrennen. Der 21-jährige Russe stand auch in der abwechslungsreichen zweiten Partie, in der beide auf Königsjagd gingen, auf verlorenem Posten. Obwohl noch sechs Partien bis Sonntag (täglich um 18.30 und 20 Uhr) ausstehen, wird der Weltranglistenerste Anand diese Führung kaum mehr aus der Hand geben.
Grischuk trauerte verpassten
Chancen im ersten Vergleich der GrenkeLeasing Championship nach.
„Meine Idee
mit b5 und b4 war nicht korrekt“, resümierte Anand,
danach sei er schlechter
gestanden. Lediglich die „provozierte Schwächung
g3“ gab ihm Hoffnung durch
„taktische Möglichkeiten zu entwischen“.
So kam es auch bei knapper Bedenkzeit
mit einer Minute und weniger für Grischuk und knapp drei
Minuten auf Anands
Uhr. „Mit Dd1 und Dg4 hätte ich eine Zugwiederholung
gehabt, die ich auch
genutzt hätte, wenn Grischuk wieder mit dem Turm von f4 nach
f1 zurückweicht.
Ich hätte noch eine Minute investiert, um zu sehen, ob es eine
bessere
Fortsetzung gibt, und diese dann gespielt.“ Der tapfere
Herausforderer
verzichtete jedoch auf den Turmrückzug und wurde
dafür bestraft. Im zweiten
Duell rückten die weißen Bauern am
Königsflügel schneller auf den schwarzen
Monarchen zu als die schwarzen Bauern auf den weißen
König am Damenflügel. „Die
waren ein bisschen langsam“, meinte Anand und sah sich nach
seinem Bauernzug
nach b4, auch wenn der den eigenen König angreifbarer zu
machen schien, auf der
Siegerstraße. Grischuk opferte noch wild, ehe die Attacke im
Sand verlief und
er aufgab.
Eine
klare Angelegenheit könnte in der Rheingoldhalle auch die
FiNet Chess960-WM
geben: In der Schachvariante, bei der die Grundstellung der Figuren vor
jeder
Partie ausgelost wird, führt Peter Swidler (Russland) mit
1,5:0,5. Der Ungar
Zoltan Almasi verlor den ersten Vergleich mit Schwarz, remisierte
immerhin den
zweiten. Der 29-Jährige trauerte aber mehreren verpassten
Chancen nach. „Die
zweite Partie hätte ich auf alle Fälle gewinnen
müssen. Nach g5 stand ich
völlig auf Gewinn“, urteilte der Herausforderer.
Peter Swidler war heilfroh,
dass er die Damen tauschen konnte. „Ich befürchtete
ein Matt mit dem König auf
e8. Aber das Endspiel war natürlich genauso
verloren“, berichtete der
28-Jährige von seinen Empfindungen während des Duells
und freute sich, „heute
zweimal Glück gehabt zu haben.“ Zum Auftakt
besaß der Chess960-Weltmeister
bestenfalls akademischen Vorteil. Mit einem Turmeinsteller warf Almasi
Weiß den
Punkt förmlich in den Rachen. Der Großmeister konnte
sich selbst nur einen
Trost spenden: „Morgen gibt es neue Hoffnung!“